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Vertikale und Horizontale Kommunikation: Verschiedene Sprachsysteme kennen und nutzen

Aktualisiert: 5. Apr.

Peter Modlers Konzept als Ãœbersetzungshilfe


Die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg ist zweifellos ein mächtiges Werkzeug für konstruktive Interaktionen. Doch was, wenn trotz fachlicher Kompetenz und Vorbereitung die eigene Stimme nicht gehört wird? Insbesondere für


  • Frauen in männerdominierten Umfeldern

  • Menschen in Führungspositionen

  • Menschen die sich fragen, weshalb sie, obwohl inhaltlich top vorbereitet und kompetent, von selbstbewussten eher weniger kompetenten Leuten in den Hintergrund gedrängt werden

  • Eltern

bietet sich hier ein spannender Blick in das Konzept von Peter Modler an.


"Ohne eine funktionierende Kommunikation auf der Führungsebene kommen Sie in Teufels Küche"

Peter Modler


Worum geht es?

Modler, ein erfahrener Firmensanierer, stiess während seiner langjährigen Tätigkeit auf ein Phänomen: hochqualifizierte und motivierte Frauen, die dennoch auf dem betrieblichen "Abstellgleis" landeten. Dies führte ihn zur Entwicklung seines Konzepts zur horizontalen und vertikalen Kommunikation, welches er von Deborah Tannens Arbeit ableitete.

Tannen unterscheidet zwei unterschiedliche Sprachsysteme: horizontale und vertikale Kommunikation.


Horizontale Kommunikation

Horizontale Kommunikation ist symmetrisch, das heisst, die Gesprächspartner sind gleichberechtigt und tauschen Inhalte, Argumente und Emotionen aus. Die Strategie der horizontalen Kommunikation ist der High Talk, bei dem fachlich gut begründete Aussagen gemacht werden (Quelle).

Foto: Yan Krukau via Pexels.com


Ein Beispiel für einen horizontalen Dialog:

Anna und Ben sind Kollegen in der Marketingabteilung. Sie tauschen sich über ihre Projekte aus.

Anna: Hey Ben, wie läuft dein Projekt für die neue Kampagne?

Ben: Es läuft ganz gut, ich habe schon einige Ideen für das Design und den Slogan.

Anna: Das klingt spannend, kannst du mir mehr darüber erzählen?

Ben: Klar, also ich dachte an etwas wie "XYZ"

Anna: Haha, das ist witzig, ich mag es. Und wie sieht das Design aus?

Ben: Ich habe mich von den Farben und dem Logo von XXX inspirieren lassen, es soll frisch und modern wirken.

Anna: Das hört sich toll an, ich bin gespannt auf das Ergebnis.

Ben: Danke, und wie läuft es bei dir?

Anna: Auch ganz gut, ich arbeite an einer Umfrage für die Kundenzufriedenheit. Ich will herausfinden, was die Leute an XXX mögen und was sie verbessern würden.

Ben: Das ist eine gute Idee, ich bin sicher, dass du viele interessante Rückmeldungen bekommst.

Anna: Ja, das hoffe ich auch. Ich finde es super, dass wir uns so gut austauschen können.

Ben: Ja, ich auch. Wir sind ein tolles Team.


Vertikale Kommunikation

Vertikale Kommunikation ist asymmetrisch, das heisst, die Gesprächspartner sind hierarchisch geordnet und klären Rang und Revier. Die Strategien der vertikalen Kommunikation sind der Basic Talk und der Move Talk.

  • Basic Talk ist die erste Eskalationsstufe, bei der kurze, banale und oft wiederholte Behauptungen und Unterbrechungen verwendet werden.

  • Move Talk ist die zweite Eskalationsstufe, bei der Gesten und Bewegungen eingesetzt werden, um Dominanz und Revierverhalten nonverbal auszudrücken. Erst nachdem die Hierarchie geklärt wurde, kann zum Inhalt übergegangen werden.


Foto: SHVETS production via pexels.com


Ein Beispiel für einen vertikalen Dialog:

Clara ist die Chefin von David, einem neuen Mitarbeiter in der IT-Abteilung. Sie gibt ihm Anweisungen für seine erste Aufgabe.

Clara: David, ich habe eine wichtige Aufgabe für dich. Du sollst die Website von Bing aktualisieren und sicherstellen, dass sie fehlerfrei und benutzerfreundlich ist.

David: Okay, verstehe. Wie lange habe ich dafür Zeit?

Clara: Du hast bis morgen Mittag Zeit. Das ist eine hohe Priorität, also erwarte ich, dass du dich voll darauf konzentrierst.

David: Das ist aber sehr knapp, ich weiss nicht, ob ich das schaffe.

Clara: Das ist kein Problem, du bist doch ein Experte, oder? Du hast dich doch bei deiner Bewerbung so gut verkauft.

David: Ja, schon, aber…

Clara: Aber nichts, du machst das schon. Ich verlasse mich auf dich. Wenn du Fragen hast, kannst du dich jederzeit an mich wenden.

David: Okay, danke. Ich gebe mein Bestes.

Clara: Sehr gut, dann viel Erfolg.


Peter Modler zeigt mit seinen Workshops, Voträgen und Büchern auf sehr anschauliche Weise, wie man diese Strategien erkennt und angemessen darauf reagiert.


Und was hat das mit GFK zu tun?

Ich bin mit der Gewaltfreien Kommunikation sehr (sehr) horizontal unterwegs und nutze das Wissen über das vertikale Sprachsystem, um in das "Spiel" der Rangklärung einzusteigen. Es gelingt mir längst nicht immer. Doch wenn es mir gelingt, erlebe ich, wie sich Situationen beruhigen und ich "endlich" mit dem anfangen kann, worum es mir eigentlich geht, eben dem Inhalt. Oder ich realisiere, dass heute Inhalt gar nicht gefragt ist und arrangiere mich entsprechend.


Mehrere "Sprachen" zu sprechen ist also auch in diesem Kontext äusserst hilfreich.


âž” Podcast-Interview mit Peter Modler

➔ Interview Peter Modler: „Weglächeln geht nicht mehr“

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