Wie das "Nein" eine Chance werden kann
In unseren Interaktionen kann es leicht passieren, dass wir uns auf ein "Nein" fixieren, es persönlich nehmen und uns davon entmutigen zu lassen.
Aus der Sicht der Gewaltfreien Kommunikation ist alles, was ein Mensch tut oder nicht tut, sein aktuell bestmöglicher Versuch, ein Bedürfnis zu erfüllen. Hinter einem "Nein" steckt entsprechend immer ein "Ja" zu etwas (anderem).
Dieser Perspektivenwechsel kann schwierig sein. In meiner Erfahrung lohnt er sich aber gleich mehrfach, denn er öffnet die Tür für den Dialog, wo sonst ein Kontaktabbruch wäre. So können Lösungen gesucht werden, zu denen idealerweise alle ein "Ja" haben.
Wie kann das konkret aussehen?
Nehmen wir an, Sie bitten Frau Meier um Hilfe bei einer Aufgabe. Sie lehnt Ihre Bitte ab.
Auf den ersten Blick könnte das Nein als Ablehnung oder Desinteresse interpretiert werden. Sie entscheiden nun, auf die Suche nach dem Ja zu gehen und finden im Gespräch mit Frau Meier heraus, dass sie sich auf ein anderes wichtiges Projekt konzentrieren will. Indem sie "nein" sagt, gibt sie auch zu verstehen, dass sie ihre eigenen Verpflichtungen und Ressourcen respektiert. Sie sind durch das Gespräch mit ihr in Kontakt geblieben und können weiterhin gut zusammenarbeiten. Sie können nun beispielsweise jemand anderen suchen, um Unterstützung für Ihre Aufgabe szu bekommen oder aber dafür sorgen, dass Frau Meier ihrerseits Entlastung bei ihrem Projekt erhält, um dann bei Ihnen mit anzupacken oder weitere Strategien verfolgen, um sich um Ihr Anliegen zu kümmern.
Wenn Sie das nächste Mal ein "Nein" zu hören bekommen, erinnern Sie sich daran, dass es auch ein "Ja" zu etwas anderem sein kann und eine Chance zur Klärung und Beziehungsstärkung ist.
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