Gewaltfreie Kommunikation in der Lobkultur
Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) wird für Konfliktmanagement geschätzt. Sie hat jedoch auch das Potenzial, die Art und Weise, wie wir Lob und Wertschätzung ausdrücken, zu transformieren. Positive Rückmeldungen stärken Beziehungen, fördern Motivation und ermöglichen ein konstruktives Miteinander.

Warum mehr Wertschätzung wichtig ist
Im beruflichen und privaten Alltag bleiben positive Handlungen häufig unbemerkt, während Fehler oder Kritik im Fokus stehen. Dabei hat Wertschätzung eine nachweislich motivierende und verbindende Wirkung:
Marshall Rosenberg erzählte einmal von einer Firma, die nach seiner Beratung begann, Teamsitzungen mit einer positiven Feedbackrunde zu starten. Der Geschäftsführer berichtete:
Aber eines, Herr Rosenberg, eines hat sich wirklich verändert. Sie empfahlen uns, jede Teamsitzung mit einer zehnminütigen Runde zu beginnen, in der die Mitarbeitenden aufzählen, womit sie sehr zufrieden sind und was gut gelaufen ist. Das tun wir regelmässig. Und inzwischen dauert es eine halbe Stunde.
Das Ziel ist natürlich nicht, Gespräche unnötig zu verlängern, sondern eine Kultur der Anerkennung zu schaffen. Das funktioniert ebenso im beruflichen Kontext wie bei Familienkonferenzen oder Gesprächen im Freundeskreis.
Was die Forschung sagt
Lob und Wertschätzung haben eine starke Wirkung:
Verhältnis von 5:1: Studien zeigen, dass fünfmal Lob zu einer Kritik in Beziehungen – ob in der Familie, im Beruf oder in der Partnerschaft – besonders effektiv ist.
Stärkere Bindungen: Menschen, die öfter positive Feedbacks erhalten, fühlen sich motiviert, zufrieden und entwickeln positivere Beziehungen zu sich selbst und anderen.
Motivationsbooster: Spezifisches, nachvollziehbare Wertschätzung steigert die Motivation mehr als pauschale Komplimente.
Die Literaturliste zu Lob und Tadel in der Forschung finden Sie hier.
Gewaltfreie Kommunikation für Wertschätzung nutzen
In der GFK wird Lob nicht als Bewertung ausgedrückt, sondern als persönliche Rückmeldung mit Fokus auf die Gefühle und Bedürfnisse, die durch die Handlung erfüllt werden.
1. Von sich selbst sprechen
Anstatt zu bewerten („Das hast du gut gemacht!“), teile ich meine eigene Erfahrung:
„Das Essen schmeckt mir.“
„Ich schätze deine Unterstützung.“
2. Gefühle und Bedürfnisse einbeziehen
Ein Dank wird klarer und kraftvoller, wenn Gefühle und Bedürfnisse angesprochen werden. Indem ich mir diese bewusst mache und sie dann auch mitteile, kann ich meinem Gegenüber zeigen, warum genau mich seine ihre Handlung freut. Ein weitere Effekt: Ich selbst habe auch mehr Klarheit darüber, was mein Leben bereichert. Bespiel:
„Ich fühle mich entspannt, weil ich jetzt genügend Zeit habe, mich auf andere Aufgaben zu konzentrieren.“
„Ich bin gerade so happy, weil ich mit dir dieses leckere Essen geniessen darf.“
3. Praktische Schritte für echte Wertschätzung
Beobachtung: Was genau hat die andere Person getan, das ich schätze?
Gefühl: Wie fühle ich mich in Bezug auf diese Handlung?
Bedürfnis: Welches Bedürfnis wurde durch die Handlung erfüllt?
Danke.

Das könnte dann so klingen:
Lieber Partner, das Mittagessen heute hat mir richtig geschmeckt. Unser Kind hat sogar zwei Portionen gegessen. Ich bin so zufrieden, weil mir Genuss und Gesundheit wichtig sind. Danke!
oder
Liebe Arbeitskollegin, dass du Aufgabe X fertig gestellt hast, motiviert mich sehr. Jetzt kann ich stressfrei an Aufgabe Y arbeiten, und das mag ich. Vielen Dank!
Tipps für den Alltag
➡ Starte Meetings oder Gespräche mit einer kurzen Dankesrunde.
➡ Mache es dir zur Gewohnheit, täglich ein bis drei Personen gezielt Dank auszusprechen.
➡ Sei ehrlich und konkret, damit deine Wertschätzung glaubwürdig bleibt.
Vorlage für gelebte Wertschätzung
Nutze die GFK-Schritte: Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte/Dank. Mit etwas Übung wird es leichter, deine Wertschätzung klar auszudrücken und Beziehungen nachhaltig zu stärken.
Hier die Vorlage zum Ausdrucken:

Viel Erfolg beim Experimentieren und Freude am Fokussieren auf die positiven Aspekte des Alltags!
Yorumlar