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NBJ Coaching und Seminare

Gefühle: "Gspürschmi - fühlschmi?"

Aktualisiert: 21. Dez. 2024

Gefühle – für manche Menschen sind sie ein Tabu, für andere ein Kompass im Leben. Manche lassen sich von ihnen leiten, andere würden sie am liebsten loswerden. Wieder andere wissen gar nicht so genau, was Gefühle eigentlich sind.


Was sind Gefühle in der Gewaltfreien Kommunikation?


Gefühle sind in der GFK wie ein innerer Kompass. Sie zeigen mir, ob meine Bedürfnisse gerade erfüllt sind oder nicht.

  • Bei angenehmen Gefühlen wie Freude, Gelassenheit oder Begeisterung sind meine Bedürfnisse (z.B. Erholung, Wertschätzung oder Verbindung) erfüllt.

  • Bei unangenehmen Gefühlen wie Traurigkeit, Frust oder Unsicherheit sind ein oder mehrere Bedürfnisse nicht erfüllt.

Wenn ich lerne, diesen Kompass zu lesen, kann ich schneller erkennen, was mir gerade fehlt oder was mir guttut.


Gefühle oder Gedanken? Die Unterscheidung


Oft herrscht Verwirrung darüber, was ein echtes Gefühl ist. In der Psychologie ist ein Gefühl der Anteil einer Emotion, den ich in einem bestimmten Moment empfinde. Dieses Gefühl kommt und geht von selbst – ich kann es nicht steuern. Andere Anteile einer Emotion wie Denkprozesse (z.B. „Warum passiert mir das?“) oder Verhalten (z.B. weinen, schreien) sind eher steuerbar.


In der Gewaltfreien Kommunikation sind Gefühle:

  • Wörter wie genervt, erschrocken, unsicher, irritiert, verliebt, wütend.

  • Sie beschreiben mein Innenleben ohne Bewertung oder Interpretation.


Was Gefühle nicht sind: Viele Formulierungen, die im Alltag wie Gefühle klingen, sind in Wahrheit Gedanken oder Interpretationen. Beispiele dafür sind:

  • „Ich fühle mich nicht ernst genommen.“

  • „Ich habe das Gefühl, du denkst nur an dich.“

  • „Ich fühle mich verarscht.“

Solche Aussagen enthalten Bewertungen oder Vorwürfe und gehören zum Denkprozess-Anteil einer Emotion. Sie werden in der GFK auch "Pseudogefühle", "Opfer-Täter-Gefühle" oder "Opfer-Gefühle" genannt. Ein „echtes“ Gefühl drückt hingegen nur aus, wie es mir gerade geht, ohne Schuldzuweisung, Bewertung oder Interpretation.


Hier findest du ein Beispiel für "Gefühle versus Pseudogefühle" von einem Marshall Rosenberg Seminar:



Warum ist das wichtig?


Vielleicht fragst du dich:

  • „Was, wenn ich tatsächlich nicht ernst genommen werde?“

  • „Wie helfen mir echte Gefühle bei einem Konflikt?“


Die Unterscheidung ist wichtig, weil echte ohne Gefühle ohne Vorwürfe umich direkt zu meinen Bedürfnissen führen – und das ist der Schlüssel zu mehr Klarheit und Verbindung. Wenn ich erkenne, welches Bedürfnis hinter meinem Gefühl steckt, kann ich konstruktiver kommunizieren und Lösungswege finden.


💡 Kleiner Trick: Pseudogefühle sind unglücklich formulierte Bedürfnisse:

"Ich fühle mich nicht ernst genommen" = "Ich möchte ernst genommen werden"

"Ich habe das Gefühl, du denkst nur an dich" = "Mir ist wichtig, dass an die Anliegen aller Beteiligten gedacht wird"


Ein Beispiel:

  • Statt: „Du nimmst mich nicht ernst!“ (Gedanke/Vorwurf)

  • Besser: „Ich fühle mich traurig und frustriert, weil ich ernst genommen werden möchte.“


In diesem Moment öffnet sich der Raum für Dialog, weil der Fokus nicht mehr auf Schuldzuweisungen, sondern auf Bedürfnissen liegt. Das ist oft der erste Schritt zu einer Lösung.



Wie kannst du Gefühle als Kompass nutzen?


Wenn es dir gelingt, deine eigenen Gefühle (oder die deines Gegenübers) wahrzunehmen, kannst du mit etwas Übung zu den dahinterliegenden Bedürfnissen kommen. Das ist besonders in Konflikten hilfreich.

Praktische Schritte:

  1. Nimm wahr, wie es dir geht: Welches Gefühl spüre ich gerade?

  2. Unterscheide Gedanken von Gefühlen: Beschreibe dein Innenleben, ohne zu bewerten oder zu interpretieren.

  3. Finde das dahinterliegende Bedürfnis: Was fehlt mir gerade? Was würde mir guttun?


    💡 Merke: Verständnis für die Gefühle und Bedürfnisse des Gegenübers zu haben, muss nicht bedeuten, einverstanden zu sein.


Mehr zum Thema


Wenn du tiefer in die Welt der Gefühle und Bedürfnisse eintauchen möchtest, empfehle ich dir:

  • Den Blogbeitrag zum Thema Gedanken: Dort erkläre ich genauer, wie Denkprozesse von Gefühlen zu unterscheiden sind. Mehr zum Thema "Bedürfnisse" gibt es in diesem Blogbeitrag und in diesem Artikel.

  • Einführungsseminare oder Begleitungsgespräche: Hier kannst du die Gewaltfreie Kommunikation praktisch erleben und üben.



Einladung zur Reflexion


Wie gehst du mit deinen Gefühlen um? Welche „Pseudogefühle“ hast du vielleicht in deinem Sprachgebrauch entdeckt? Ich freue mich auf deine Erfahrungen und Gedanken!


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