Liebe ist kein Gefühl!
- NBJ Coaching und Seminare
- 11. Aug.
- 3 Min. Lesezeit

Lange dachte ich, Liebe sei ein Gefühl; ähnlich wie Freude, Wut oder Traurigkeit.
Etwas, das mal stärker, mal schwächer da ist, je nach Situation, Stimmung oder Mensch, der mir gegenübersteht.
Dann kam die Gewaltfreie Kommunikation in mein Leben und mit ihr viele Aha-Momente. Einer davon: Liebe ist ein Bedürfnis! Und hat damit eine ganz andere Qualität.
Liebe als universelles menschliches Bedürfnis
In der GFK unterscheiden wir klar zwischen Gefühlen und Bedürfnissen:
Gefühle sind innere Reaktionen. Sie kommen und gehen, abhängig von dem, was wir gerade erleben oder denken. Beispiele: Freude, Ärger, Dankbarkeit, Traurigkeit, Gelassenheit, Angst.
Bedürfnisse sind tiefe, universelle Qualitäten, die allen Menschen gemeinsam sind. Wie Sicherheit, Freiheit, Zugehörigkeit, Sinn, Wertschätzung … und Liebe.
Ein Bedürfnis ist vielleicht nicht immer gleich stark lebendig, aber es ist immer da.Es ist nicht an eine bestimmte Person, einen Ort oder ein Objekt gebunden.
Gefühle als Wegweiser zu Bedürfnissen
In der GFK sind Gefühle wie Signallampen:
Angenehme Gefühle - etwa Freude, Ruhe, Dankbarkeit – weisen darauf hin: Ein Bedürfnis oder mehrere Bedürfnisse sind erfüllt.
Unangenehme Gefühle – wie Ärger, Traurigkeit oder Frustration – deuten an: Ein Bedürfnis oderer mehrere Bedürfnisse sind nicht oder nicht ausreichend erfüllt.
Wenn wir also Liebe als Bedürfnis verstehen, können wir Gefühle als Hinweise nutzen, wo und wie dieses Bedürfnis gerade genährt oder vernachlässigt wird.
Mögliche Gefühle, wenn Liebe erfüllt ist
froh
verliebt
dankar
geborgen
wohl
zuversichtlich
lebendig
begeistert
Strategien, um das Bedürfnis Liebe zu erfüllen

Was wir oft „Liebe zeigen“ nennen, sind in der GFK Strategien, um das Bedürfnis Liebe zu erfüllen – bei uns selbst oder bei anderen. Strategien sind vielfältig und individuell.
Liebe kann sich zum Beispiel zeigen, wenn …
deine Partnerin dir einen Kaffee ans Bett bringt, ohne dass du gefragt hast.
du einem Freund zuhörst, ohne zu unterbrechen, weil du spürst, wie wichtig es ihm ist.
jemand dir eine ehrliche Rückmeldung gibt, die dich stärkt.
du deinem Kind das Ämtli „Abfall rausbringen“ abnimmst, weil es gerade müde ist.
dein Freund dich überrascht, indem er deinen Lieblingskuchen backt.
deine Mutter dich einfach so anruft, um zu hören, wie es dir geht.
du jemanden umarmst, ohne Worte, einfach, weil es gerade gut tut.
Der Blick aus den „5 Sprachen der Liebe“
Gary Chapman beschreibt in seinem Modell „Die fünf Sprachen der Liebe“, dass Menschen Liebe auf unterschiedliche Arten wahrnehmen und ausdrücken:
Worte der Anerkennung: Wertschätzung, Dank, Komplimente, Lob
Gemeinsame Zeit: ungeteilte Aufmerksamkeit, zusammen etwas tun
Geschenke: kleine oder grosse Aufmerksamkeiten
Hilfsbereitschaft: praktische Unterstützung, etwas abnehmen
Zärtlichkeit: körperliche Nähe, Berührung
Dieses Modell kann uns helfen, die Strategien zu erkennen, die bei uns selbst und anderen am stärksten das Bedürfnis "Liebe" erfüllen.
Warum es sich lohnt, darüber nachzudenken & zu sprechen
Oft wissen die Menschen um uns herum gar nicht, wodurch sich bei uns oder bei ihnen das Bedürfnis Liebe erfüllt. Wir selbst nehmen es auch nicht immer bewusst wahr. Wenn wir es benennen oder danach fragen, passiert zweierlei:
Wir können Dankbarkeit gezielt ausdrücken.
Je mehr wir das tun, umso mehr inspirieren wir andere, dies auch zu tun (das ist jedenfalls meine Erfahrung)
Wir können unsere Strategien bewusst wählen. Unseren Mitmenschen und auch uns selbst gegenüber.
So wird aus einem zufälligen, schönen Moment eine wiederholbare Erfahrung.
💡 Tipp 1: Schreib dir eine Woche lang jeden Abend auf, wodurch sich bei dir an diesem Tag das Bedürfnis Liebe erfüllt hat. Dabei ist egal, ob es von dir selbst kam oder von jemand anderem.
💡 Tipp 2: Teile mindestens einer Person mit, wie sie dazu beigetragen hat, dass du dich geliebt gefühlt hast. Konkret und ohne Umschweife. So, dass sie genau weiss, was du meinst.
💡 Tipp 3: Schreib dir eine Woche lang jeden Abend auf, wodurch sich bei anderen an diesem Tag eventuell das Bedürfnis Liebe erfüllt hat.
Vertiefen mit einem Video:„Liebst du mich?“ mit Marshall Rosenberg
Vertiefen mit einem Buch:„Die fünf Sprachen der Liebe (für Wenigleser)“ von Gary Chapman
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