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Konflikte: Unvermeidbar und wertvoll

Aktualisiert: 20. Dez. 2024


Zwei Bisons, die kämpfen

Seit ich mich mit Kommunikation beschäftige, begleiten mich automatisch auch öfter Konflikte. Was mich dabei fasziniert: Nur eine unterschiedliche Meinung zu haben, ist noch lange kein Konflikt. Doch was genau ist ein Konflikt? Und wie können wir konstruktiv damit umgehen?



Was ist ein Konflikt?


Der Begriff "Konflikt" stammt vom lateinischen confligere – aufeinanderstossen. Friedemann Schulz von Thun beschreibt einen Konflikt als einen Zustand, in dem verschiedene Interessen, Bedürfnisse, Werte oder Ziele aufeinandertreffen und sich widersprechen.

Marshall Rosenberg betrachtet Konflikte als Situationen, in denen Bedürfnisse unvereinbar erscheinen oder nicht erfüllt werden.



Welche Konflikte gibt es?


Konflikte können auf verschiedene Weisen klassifiziert werden, je nach den Faktoren, die sie verursachen oder die daran beteiligten Parteien. Beispiele:


Konflikte lassen sich nach unterschiedlichen Kriterien einteilen:

  • Interpersonelle Konflikte: Zwischen zwei oder mehr Personen – etwa in Freundschaften oder am Arbeitsplatz.

  • Intrapersonelle Konflikte: Innere Konflikte, bei denen eine Person innerlich mit widersprüchlichen Gefühlen, Zielen oder Überzeugungen kämpft.

  • Gruppenkonflikte: Zwischen Gruppen mit unterschiedlichen Interessen, Ressourcen oder Identitäten.

  • Werte- und Glaubenskonflikte: Unterschiedliche Weltanschauungen führen zu Missverständnissen oder Spannungen.

  • Ressourcenkonflikte: Konkurrenz um begrenzte Ressourcen wie Zeit, Geld oder Raum.

  • Heisse Konflikte: Hoch emotional, intensiv, oft laut und konfrontativ.

  • Kalte Konflikte: Oberflächlich ruhig, aber passiv-aggressiv und unterschwellig schwelend.


Zwei Fussballer mit unterschiedlichen Trikotfarben gesikulieren gegeneinander. Der Schiedsrichter steht in der Mitte und macht besänftigende Gesten.



Zwei Personen sitzen Rücken gegen Rücken auf einem Sofa oder Bett. Sie haben einen ernsten Blick, nach unten gesenkt.

















Warum Konflikte gut sein können


Konflikte sind nicht automatisch negativ. Tatsächlich haben sie enormes Potenzial für persönliches und soziales Wachstum:

  1. Entwicklung: Unterschiedliche Meinungen fordern uns heraus, neue Perspektiven kennenzulernen.

  2. Stärkung: Konstruktive Konfliktlösung stärkt Beziehungen und baut Vertrauen auf.

  3. Innovation: Aus Reibung entstehen oft kreative Ideen und Fortschritt.

  4. Problemlösung: Konflikte machen Herausforderungen sichtbar und helfen, sie zu bewältigen.

  5. Resilienz: Der Umgang mit Konflikten stärkt unsere innere Widerstandskraft.

  6. Soziale Kompetenz: Wir entwickeln Empathie, Kommunikationsfähigkeiten und emotionale Intelligenz.


💡 Perspektivenwechsel: Konflikte können ein Weckruf sein. Sie zeigen uns, wo Bedürfnisse (noch) nicht erfüllt sind.



Sich klar distanzieren von Gewalt


Ein wichtiger Aspekt der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) ist die klare Abgrenzung zu Gewalt – in Wort und Tat. Es ist weder notwendig noch sinnvoll, Gewalt in Form von körperlicher oder verbaler Aggression zu tolerieren oder zu "verstehen". Stattdessen ermutigt die GFK dazu, die Bedürfnisse hinter der Gewalt zu sehen, ohne die Handlung zu rechtfertigen. Gewalt ist und bleibt eine lebensfeindliche Strategie – es sei denn, es handelt sich um die schützende Anwendung von Macht, die Leben schützt und Gefahren abwendet:



Gewalt vs. Schützende Macht


Marshall Rosenberg unterscheidet zwischen gewaltvoller Macht (um zu bestrafen, zu kontrollieren oder zu verletzen) und schützender Macht. Letztere dient dazu, Leben zu schützen oder Gefahren abzuwenden – ohne die Absicht, jemandem zu schaden.

Ein Beispiel für schützende Macht könnte sein:

  • Ein Elternteil hält ein Kind zurück, das auf eine stark befahrene Strasse läuft.

  • Die Polizei greift ein, um eine gewaltsame Eskalation zu verhindern und Unbeteiligte zu schützen.

In diesen Situationen geht es nicht um Strafe oder Kontrolle, sondern um Fürsorge und Schutz – die Handlung wird aus einem Bedürfnis nach Sicherheit und Verantwortung heraus vollzogen.


💡 Wichtig: Auch bei schützender Macht ist die innere Haltung entscheidend. Ziel ist nicht Zerstörung oder Vergeltung, sondern der Schutz von Leben.


💡 Grenzen setzen: Sich empathisch abzugrenzen bedeutet, sich selbst und andere zu schützen. Das kann so einfach sein wie „Stopp, ich will so nicht sprechen“ oder der Rückzug aus einem eskalierenden Gespräch.



Konkrete Schritte: So gehst du konstruktiv mit Konflikten um


  • Akzeptiere den Konflikt: Er gehört zum Leben und ist normal.

  • Vermeide Schuldzuweisungen: Statt "Wer ist schuld?" frage: "Worum geht es mir/dir/uns wirklich?"

  • Höre aktiv zu: Zeige echtes Interesse und versuche, deine eigenen Bedürfnisse und diejenigen Bedürfnisse des Gegenübers zu verstehen. Erinnere dich: Verstehen muss nicht bedeuten, dass du einverstanden bist.

  • Achte auf Körpersprache: Nonverbale Signale wie Gestik und Mimik sprechen oft lauter als Worte.

  • Finde gemeinsam Lösungen: In denen es um die Erfüllung der Bedürfnisse, nicht um starre Positionen geht.



Beispiel aus dem Berufsalltag

Zwei Personen sitzen am Tisch und sprechen angeregt miteinander. Auf dem Tisch liegt eine Tasse, Papier und ein Laptop


Maria und Alex arbeiten an einem Projekt. Maria liebt detaillierte Planung; Alex bevorzugt Flexibilität. Das führt zu Spannungen.





  1. Erkennen: Beide nehmen wahr, dass sie unterschiedliche Arbeitsstile haben.

  2. Klar kommunizieren: Maria erklärt, dass sie durch Planung Engpässe vermeiden möchte. Alex betont, dass Flexibilität ihm erlaubt, schnell zu reagieren.

  3. Auf Körpersprache achten: Maria zeigt durch offene Gestik ihre Bereitschaft, Alex zuzuhören. Alex entspannt sich und signalisiert durch Augenkontakt seine Offenheit.

  4. Lösung finden: Gemeinsam legen sie fest, wie sie feste Planungsschritte mit Raum für Flexibilität kombinieren wollen.


Beispiel aus der Familie

Ein Teenager sitzt auf einer Holzbank und schaut auf ihr Mobiltelefon


Lisa verbringt viel Zeit auf Social Media. Ihre Eltern sorgen sich um ihre schulischen Leistungen.

  1. Offenes Gespräch: Die Eltern teilen ihre Sorgen, Lisa spricht über ihren Stressabbau durch Social Media.

  2. Bedürfnisse klären: Lisa braucht Verbindung und Entspannung. Die Eltern wünschen sich schulische Leistung und Familienzeit.

  3. Gemeinsame Regeln: Lisa nutzt ihr Handy weniger während der Hausaufgaben, die Eltern geben ihr mehr Freiheit, sobald die Pflichten erfüllt sind.






💡 Tipp: Der Schlüssel liegt darin, alle Bedürfnisse zu hören und zu akzeptieren und gemeinsam Lösungen (=Strategien) zu finden, die für alle passen. Erinnere dich: Bedürfnisse nach GFK sind unverhandelbar und ok. Strategien (der konkrete Weg, wie ein Bedürfnis erfüllt werden soll) sind verhandelbar und nicht immer ok. Es gibt aber meistens viel mehr mögliche Strategien, als uns im Konfliktmoment bewusst ist.


💡 Realität beachten: Mir ist bewusst, dass diese Beispiele vereinfacht sind. In der Realität sind Konflikte oft vielschichtiger und emotionaler. Der Prozess braucht Geduld, Übung und die Bereitschaft, dranzubleiben. Oftmals lohnt es sich, sich gemeinsam Unterstützung zu suchen (z.B. in Form von Coaching, Beratung, Moderation oder Mediation), bevor die Fronten sich verhärten.


Mein Fazit:


  • Konflikte gehören dazu.

  • Sie sind ein Anreiz, kreative Lösungen zu finden.

  • Je früher und klarer sie angesprochen werden, desto leichter lassen sie sich lösen.

  • Die "Gegenpartei" muss nicht immer kooperieren – auch einseitige Klarheit wirkt oft Wunder.

  • Konflikte unter den Teppich zu kehren, kostet Ressourcen und Energie.



💡 Mut zum Streiten: Wenn wir Konflikte wertschätzend angehen können, schaffen wir die Basis für echte Verbindung und tragfähige Lösungen.

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