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Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg und Neue Autorität nach Haim Omer -Parallelen und Unterschiede

Aktualisiert: vor 1 Tag

Beide Ansätze, die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) und die Neue Autorität, konzentrieren sich auf zwischenmenschliche Beziehungen. Besonders Eltern und Lehrpersonen profitieren davon, wenn sie mit Kindern und Jugendlichen respektvoll und effektiv umgehen möchten. Doch wie genau unterscheiden sich diese Konzepte? Und welche Gemeinsamkeiten haben sie?


Gewaltfreie Kommunikation (GFK): Verstehen statt Verurteilen


Die GFK, entwickelt von Marshall Rosenberg, ist sowohl ein Kommunikationsmodell als auch eine innere Haltung. Sie zielt darauf ab, durch Empathie Konflikte konstruktiv zu lösen und tiefere Verbindungen zu schaffen.



Grundkomponenten der GFK beim Sprechen:

  1. Beobachtung: Objektiv beschreiben, was geschieht, ohne Bewertung.

  2. Gefühle: Eigene Emotionen ausdrücken, die durch die Beobachtung entstehen.

  3. Bedürfnisse: Die zugrunde liegenden Bedürfnisse erkennen und benennen.

  4. Bitten: Konkrete, umsetzbare Bitten formulieren, um die Bedürfnisse zu erfüllen.


Beispiel (GFK):

Eine Mutter bemerkt, dass ihr Sohn seine Hausaufgaben nicht macht:

  • Beobachtung: „In dieser Woche hast du, gemäss Agenda, an drei Tagen deine Hausaufgaben nicht gemacht.“

  • Gefühl: „Ich bin besorgt.“

  • Bedürfnis: „Ich wünsche mir, dass du eine gute Grundlage für deine Zukunft bekommst.“

  • Bitte: „Könntest du mir sagen, wie es dir diese Woche mit deinen Hausaufgaben ergangen ist?“


Grundkomponenten der GFK beim Zuhören

Neben den vier Grundkomponenten für das eigene Sprechen umfasst die Gewaltfreie Kommunikation auch zwei essenzielle Elemente für das Zuhören:

  • Empathisches Zuhören: Das aktive Bemühen, die Gefühle und Bedürfnisse des Gegenübers zu verstehen und sich in dessen Perspektive einzufühlen.

  • Selbstempathie: Achtsam mit den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen umgehen, während man zuhört, um präsent und geduldig zu bleiben.


    Erweiterter Dialog (GFK):


    Sohn:„Es ist einfach so anstrengend! Ich habe keine Lust mehr, jeden Tag so viele Aufgaben zu machen.“


    Mutter (Empathisches Zuhören):

    • Gefühl spiegeln: „Du fühlst dich überfordert, stimmt das?“

    • Bedürfnis erkennen: „Du brauchst wahrscheinlich mehr Leichtigkeit und vielleicht auch mehr Zeit für dich?“


    Sohn:„Ja, genau! Ich will auch mal was anderes machen, nicht nur immer Schule.“


    Mutter (Selbstempathie): Innerer Dialog: „Ich merke, dass ich frustriert bin, weil ich mir wünsche, dass er Verantwortung übernimmt. Gleichzeitig sehe ich, dass er Entlastung braucht. Wie kann ich jetzt auf ihn zugehen?“


    Mutter (Rückmeldung und Bitte): „Ich verstehe, dass dir die Aufgaben gerade zu viel werden und du mehr Zeit für dich möchtest. Mir ist wichtig, dass du trotzdem deine Verantwortung wahrnimmst. Können wir gemeinsam überlegen, wie wir die Aufgaben besser einteilen, sodass es für dich weniger belastend wird?“


Die Kommunikation bleibt offen, ohne Vorwürfe. Der Fokus liegt auf Verbindung und Verständnis.


💡 Tipps:

  • Vermeide Vorwürfe oder Belehrungen: So bleibt die Verbindung erhalten.

  • Bleibe flexibel: Das Gespräch kann neue Bedürfnisse oder Gefühle aufdecken, die vorher nicht offensichtlich waren.

  • Biete konkrete Unterstützung: „Wäre es hilfreich, wenn wir zusammen einen Zeitplan erstellen, der dir mehr Freiraum lässt?“

eine Mutter, die ihrem Sohn durchs Haar streicht. Der Sohn stützt den Kopf auf die Hände und schaut nach unten
Foto: kindelmedia via Pexels

Neue Autorität: Präsenz und Klarheit


Die Neue Autorität nach Haim Omer ist ein systemischer Ansatz. Sie wurde speziell für Eltern, Lehrpersonen und Führungspersonen entwickelt, die durch Standhaftigkeit und Unterstützung einen sicheren Rahmen schaffen möchten.


Prinzipien der Neuen Autorität:

  1. Präsenz: Physisch und emotional verfügbar sein, um Sicherheit zu geben.

  2. Selbstkontrolle: Machtkämpfe und Eskalationen vermeiden.

  3. Netzwerkbildung: Unterstützung von Familie, Freunden oder Fachleuten einholen.

  4. Wachsame Sorge: Handeln, wenn das Wohl des Kindes gefährdet ist.

  5. Beharrlichkeit: Geduldig bleiben, ohne aufzugeben.


Beispiel (Neue Autorität):

Die Mutter bemerkt, dass ihr Sohn seine Hausaufgaben nicht macht:

  • Präsenz: Die Mutter bleibt ruhig und signalisiert, dass sie die Situation beobachtet.

  • Deeskalation: Anstatt zu schimpfen, bietet sie Unterstützung an, z. B. durch gemeinsames Lernen.

  • Netzwerk: Sie tauscht sich mit Lehrpersonen aus, um ihren Sohn gezielt zu unterstützen.

  • Beharrlichkeit: Sie bleibt standhaft, gibt jedoch keine Strafen, sondern zeigt Konsequenz.



Parallelen und Gemeinsamkeiten

  1. Beziehungsfokus: Beide Ansätze betonen die Bedeutung von Beziehungen und gegenseitigem Respekt.

  2. Gewaltlosigkeit: Weder GFK noch die Neue Autorität nutzen Gewalt oder Zwang.

  3. Selbstreflexion: Erwachsene reflektieren ihre eigenen Gefühle, Bedürfnisse und Handlungen.

  4. Definition von Macht: Beide Ansätze setzen auf „Macht mit Menschen“ statt „Macht über Menschen“.



Unterschiede


Kombination der Ansätze

Die Kombination von GFK und Neuer Autorität kann besonders effektiv sein. So können Eltern oder Lehrpersonen:

  • Mit GFK die Kommunikation wertschätzend gestalten und Gefühle sowie Bedürfnisse ansprechen.

  • Mit Neuer Autorität Sicherheit und Stabilität schaffen, indem sie präsent und beharrlich bleiben.



Beispiel: Kombination in der Praxis


Situation: Ein Schüler redet laut während des Unterrichts.

  • GFK-Ansatz:

    • Beobachtung: „Ich habe bemerkt, dass du während meiner Erklärung geredet hast.“

    • Gefühl: „Ich bin frustriert.“

    • Bedürfnis: „Mir ist wichtig, dass alle in Ruhe lernen können.“

    • Bitte: „Könntest du während meiner Erklärungen ruhig sein?“

  • Neue Autorität:

    • Die Lehrperson bleibt ruhig und präsent, vermeidet Machtkämpfe.

    • Bei wiederholtem Verhalten sucht sie Unterstützung im Kollegium (Netzwerkbildung).

    • Sie signalisiert Beharrlichkeit, indem sie die Bitte konsequent wiederholt.



Fazit

GFK und die Neue Autorität bieten wertvolle Ansätze, um respektvolle Beziehungen zu gestalten. Während die GFK den Fokus auf Verbindung durch Kommunikation legt, stärkt die Neue Autorität die Standhaftigkeit und Präsenz der Begleitperson. Gemeinsam bieten sie ein starkes Fundament für Eltern und Lehrpersonen, um Kinder und Jugendliche empathisch und konsequent zu begleiten.


💡 Tipp: Probiere in herausfordernden Situationen zuerst die Selbstempathie nach der GFK aus. Sie hilft dir, klarer und präsenter zu handeln.

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