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Gewaltfrei unterbrechen – Leben ins Gespräch zurückbringen

Aktualisiert: 7. Jan.

Marshall Rosenberg, der Begründer der Gewaltfreien Kommunikation, sagte sinngemäss:„Viele von uns merken nicht, dass es oft Empathie ist, was wir brauchen, um wirklich gehört und verstanden zu werden.“



Warum unterbrechen?


Rosenberg beschreibt „leerlaufende Gespräche“ als jene Momente, in denen die Worte einer Person zwar gehört werden, aber keine Verbindung entsteht. Solche Situationen entstehen oft, wenn das Gegenüber in einem Monolog gefangen ist und wir uns als passive Zuhörerinnen fühlen. In diesen Gesprächen verlieren wir leicht den Kontakt zu den zugrunde liegenden Gefühlen und Bedürfnissen.


Wie kannst du ein Gespräch gewaltfrei unterbrechen, um die Verbindung wiederherzustellen?

Eine Person sitzt am Tisch und macht mit den Händen eine "T"-Geste, während sie die Augen schliesst
Foto: Thirdman via pexels.com

Wann unterbrechen?

Ein gewaltfreies Unterbrechen ist angebracht, wenn:

  • das Gespräch für dich nicht mehr lebendig ist und sich im Kreis dreht,

  • du den Eindruck hast, der Fokus liegt mehr auf Vorwürfen als auf Austausch, oder

  • du Klarheit benötigst, um besser auf das Gegenüber einzugehen.


💡 Tipp: Je länger du wartest, desto schwieriger wird es, freundlich zu bleiben. Unterbrich frühzeitig, bevor Frustration aufkommt.



Wie unterbrechen? Haltung und Technik


Haltung: Empathie statt Ego

Das Ziel ist nicht, selbst zu Wort zu kommen, sondern der sprechenden Person zu helfen, mit den lebendigen Gefühlen und Bedürfnissen hinter ihren Worten in Kontakt zu treten. Es geht darum, Verbindung zu schaffen, nicht um Kontrolle.


Zwei Personen sitzen nebeneinander. Eine spricht, die andere hört zu
Foto: Fauxels via pexels.com

Körpersprache beim Unterbrechen

Deine Körpersprache kann viel bewirken, um ein Unterbrechen als respektvoll wahrzunehmen:

  • Sanfter Blickkontakt: Zeigt Interesse und Empathie.

  • Offene Haltung: Entspannte Arme und Hände wirken einladend.

  • Freundliches Lächeln: Lockert die Situation und reduziert Spannung.

  • Sanfte Gesten: Kleine Handbewegungen unterstreichen deine Worte, ohne hektisch zu wirken.


Gewaltfreie Formulierungen für Unterbrechungen

  1. Empathisches Einfühlen

    Beispiel: „Darf ich kurz unterbrechen, um sicherzugehen, dass ich dich richtig verstehe? Für mich klingt es, als wärst du enttäuscht und würdest dir mehr Wertschätzung wünschen?


  2. Selbstausdruck

    Beispiel: „Entschuldige, dass ich dich unterbreche. Ich merke, dass ich langsam ungeduldig werde, weil ich mir mehr Austausch und Klarheit wünsche. Können wir kurz innehalten, um uns auf den Kernpunkt zu konzentrieren?


  3. Zusammenfassen

  4. Beispiel: „Ich würde gerne kurz zusammenfassen, was ich bis hierher verstanden habe. Passt das für dich?“


  5. Unklarheiten klären

    Beispiel: „Es tut mir leid, dass ich dich unterbreche, aber ich bin gerade unsicher, worauf du hinaus möchtest. Geht es dir darum, dass du dir mehr Unterstützung wünschst?



Empathie für Schweigen zeigen


Schweigen kann genauso schwer auszuhalten sein wie Monologe. In solchen Momenten hilft es, empathische Rückfragen zu stellen:


  • Wie geht es dir gerade mit dem, was ich gesagt habe?

  • Ich merke, dass ich unsicher bin, wie ich deine Stille deuten soll. Kannst du mir helfen, dich besser zu verstehen?



Praktische Beispiele für gewaltfreies Unterbrechen


1. Beispiel aus der Familie

Tante Eva erzählt immer wieder dieselbe Geschichte, die keinen Bezug zur aktuellen Situation hat. Gewaltfreies Unterbrechen:„Ja, Tante Eva, ich höre, dass dich das damals wirklich getroffen hat. Geht es dir gerade darum, dass du dir mehr Verständnis und Anerkennung für diese Erfahrung wünschst?


2. Beispiel aus dem Berufsalltag

Ein Kollege schweift im Meeting regelmässig ab und verliert sich in Details.

Gewaltfreies Unterbrechen:„Entschuldige, dass ich kurz unterbreche. Ich habe gerade Schwierigkeiten damit, den Fokus zu behalten. Ist es ok, wenn ich die wichtigsten Punkte, die ich verstanden habe, zusammenfasse? "


Achtung: Unterbrechen kann heikel sein

Selbst gut gemeinte Unterbrechungen werden nicht immer positiv aufgenommen. Wenn das Gegenüber defensiv oder beleidigt reagiert, zeige Empathie:


  • „Es tut mir leid, wenn meine Unterbrechung für dich unangenehm war. Mir ist wichtig, dass wir in Verbindung bleiben.“

  • „Ich wollte sicherstellen, dass ich dich richtig verstehe. Könnten wir kurz innehalten, um gemeinsam Klarheit zu finden?“


💡 Tipp: Vermeide Unterbrechungen, wenn du emotional aufgewühlt bist. Warte, bis du ruhig und klar kommunizieren kannst.



Fazit: Lebendigkeit ins Gespräch bringen


Gewaltfreies Unterbrechen ist eine Kunst, die Empathie, Klarheit und Respekt erfordert. Es ist ein Werkzeug, um Gespräche lebendig zu halten und echte Verbindung zu fördern.


Audio, englisch, Marshall Rosenberg zum Thema "unterbrechen": Klick hier

Kurzes Video, englisch, zum Thema "unterbrechen" von Cup of empathy: Klick hier

Einige Ideen, englisch, wie die Körpersprache zum unterbrechen genutzt werden kann: Klick hier



Mit diesen Tipps kannst du Gespräche gewaltfrei unterbrechen und wieder Leben in den Dialog bringen. Probiere es aus und beobachte, wie sich deine Gespräche verändern.

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