Feedback geben und empfangen – Gewaltfrei und konstruktiv
- NBJ Coaching und Seminare
- 16. Mai 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Mai
Häufig gestellte Fragen in meinen Kommunikationstrainings:
„Wie kann ich negatives Feedback geben, ohne dass mein Gegenüber es persönlich nimmt?“
„Was tun, wenn mein Gegenüber defensiv auf mein Feedback reagiert?“
„Wie schaffe ich es, Feedback nicht persönlich zu nehmen?“
Diese Fragen zeigen, wie herausfordernd der Umgang mit Feedback sein kann. Dabei spielt nicht nur die Form, sondern vor allem die Haltung eine entscheidende Rolle.
Warum Feedback oft schwierig ist
Schon das Wort „Feedback“ löst bei vielen Unbehagen aus, da es oft mit Kritik assoziiert wird. Dabei kann Feedback eine wertvolle Gelegenheit sein, sich selbst besser kennenzulernen und zu wachsen. Entscheidend ist jedoch, wie Feedback gegeben und angenommen wird:
Als Senderin: Kann ich mein Anliegen klar und wertschätzend formulieren?
Als Empfänger: Kann ich Feedback als Geschenk sehen, ohne es als Angriff wahrzunehmen?
Selbstreflexion: Fragen an mich selbst
Warum möchte ich Feedback geben?
Wie stehe ich zu Fehlern – bei mir selbst und bei anderen? Fällt es mir leicht, Kritik anzunehmen und Fehler zuzugeben?
Feedback Challenge Nr. 1: Positives Feedback geben
Sehe ich das Gute genauso klar wie das Schlechte?
Positives Feedback kann ein Game-Changer sein, wenn es ehrlich gemeint ist und nicht manipulativ wirkt. Es sollte nicht als „Aufhänger“ dienen, um Kritik leichter anzubringen. Stattdessen:
Feiere das Gute! Schätze, was funktioniert!
🔑 Übung: Notiere täglich drei Dinge, die dir an anderen oder dir selbst gelungen sind.

Feedback Challenge Nr. 2: Schwieriges Feedback geben
Wichtig: Ich kann Feedback so formulieren, dass kein persönlicher Angriff daraus entsteht. Doch wie es aufgenommen wird, liegt nicht in meiner Hand.
Formulierungshilfen mit GFK:
🔑 Haltung der GFK:
Jeder handelt, um sich ein Bedürfnis zu erfüllen – nichts geschieht „gegen mich“.
Verständnis schafft Verbindung, auch wenn man sich nicht einig ist.
Nachfolgend meine Anleitung zur Formulierung von Feedbacks mit der Methode der GFK:

Feedback Challenge Nr. 3: Schwieriges Feedback empfangen
Wie kann ich kritisches oder defensives Feedback annehmen?
Empathisches Zuhören: Versuche, die Emotionen und Bedürfnisse hinter dem Feedback zu hören.
Paraphrasieren: Fasse zusammen, was du verstanden hast:
„Ich höre, dass du frustriert bist, wenn ich 15 Minuten später als vereinbart ankomme, weil du Verlässlichkeit brauchst, stimmt das?“
Eigenverantwortung: Du entscheidest, wie du Feedback aufnehmen und nutzen möchtest.

Empathisches Zuhören nach GFK
👂 Ziel: Einen Raum der uneingeschränkten Akzeptanz schaffen, in dem alle Gedanken und Gefühle willkommen sind.
Wichtig zu wissen:
Empathie bedeutet nicht, mit allem einverstanden zu sein.
Voraussetzung für Empathie ist Selbstempathie: Wenn ich mir selbst Empathie schenke, kann ich sie auch anderen geben.
Lies hier die Theorie und Praxisbeispiele zu "Empathie" und "Selbstempathie"
Praxisbeispiel: Schwierige Rückmeldung im Team
Feedback geben:„Ich habe bemerkt, dass du bei der letzten Präsentation mehrmals das Thema gewechselt hast. Das hat mich verwirrt, weil ich Struktur brauche. Könntest du beim nächsten Mal die Hauptpunkte auf den Folien festhalten?“
Feedback empfangen:„Danke, dass du mir das sagst. Es klingt, als sei dir Klarheit wichtig, damit alle im Team besser folgen können. Ich werde das bei der nächsten Präsentation berücksichtigen.“
Fazit: Feedback als Chance für Verbindung
Egal, ob ich Feedback gebe oder empfange: Eine klare, respektvolle Kommunikation schafft Raum für Wachstum und Verständnis. Es ist ein Prozess, der Übung erfordert – und manchmal auch Geduld mit sich selbst und anderen.
💡 Tipp für den Alltag:
Notiere dir nach einem Feedback-Gespräch, was gut lief und was du beim nächsten Mal anders machen möchtest.
Praxisbeispiel: Feedback im Familienalltag
Situation: Das Wohnzimmer ist unaufgeräumt, und du ärgerst dich darüber, dass dein Teenager seine Sachen herumliegen lässt.
Gewaltfreies Feedback geben:
Beobachtung:
„Ich sehe, dass deine Jacke und deine Sportsachen auf dem Sofa liegen und die Chipsverpackung auf dem Tisch steht.“
Gefühl:
„Das frustriert mich.“
Bedürfnis:
„Ich habe das Bedürfnis nach Ordnung und einem Raum, in dem ich mich wohlfühlen kann.“
Bitte:
„Könntest du bitte jetzt deine Sachen wegräumen?“
Empathisches Zuhören, wenn dein Kind defensiv reagiert:
Wenn dein Kind sagt: „Du übertreibst immer! Es ist doch nicht so schlimm!“
„Ich höre, dass du genervt bist, weil dir die Unordnung gerade nicht so wichtig ist wie mir. Stimmt das?“
Praxisbeispiel: Freundschaft
Situation: Eine Freundin oder ein Freund hat mehrmals zu einem Treffen zugesagt, sagt dann aber kurzfristig abgesagt. Du bist enttäuscht und auch unsicher und möchtest das ansprechen, ohne die Freundschaft zu belasten.
Gewaltfreies Feedback geben:
Beobachtung:
„Ich habe gemerkt, dass du unsere letzten zwei Treffen kurzfristig abgesagt hast.“
Gefühl:
„Mir ist es wichtig, Zeit mit dir zu verbringen – auf eine Weise, die uns beiden Freude macht.“
Bitte:
„Kannst du mir sagen, wie es dir geht mit unseren Treffen?“
Empathisches Zuhören, wenn die Freundin/der Freund defensiv reagiert:
Wenn die Antwort lautet: „Ich kann halt nicht alles planen, und du bist so empfindlich!“
„Ich höre, dass du dich gestresst fühlst und dir mehr Flexibilität wünschst. Stimmt das?“
💡 Tipp:
Auch wenn das Feedback unangenehm ist, zeigt es, dass dir die Freundschaft wichtig ist. Offene Kommunikation kann dazu beitragen, Missverständnisse zu klären und ehrliche Beziehungen zu führen.
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