Häufig werde ich in meiner Rolle als Kommunikationstrainerin gefragt:
𝐖𝐢𝐞 𝐤𝐚𝐧𝐧 𝐢𝐜𝐡 𝐧𝐞𝐠𝐚𝐭𝐢𝐯𝐞𝐬 𝐅𝐞𝐞𝐝𝐛𝐚𝐜𝐤 𝐠𝐞𝐛𝐞𝐧, 𝐨𝐡𝐧𝐞 𝐝𝐚𝐬𝐬 𝐦𝐞𝐢𝐧 𝐆𝐞𝐠𝐞𝐧ü𝐛𝐞𝐫 𝐞𝐬 𝐩𝐞𝐫𝐬ö𝐧𝐥𝐢𝐜𝐡 𝐧𝐢𝐦𝐦𝐭?
𝐖𝐢𝐞 𝐫𝐞𝐚𝐠𝐢𝐞𝐫𝐞 𝐢𝐜𝐡, 𝐰𝐞𝐧𝐧 𝐦𝐞𝐢𝐧 𝐆𝐞𝐠𝐞𝐧ü𝐛𝐞𝐫 𝐝𝐞𝐟𝐞𝐧𝐬𝐢𝐯 𝐚𝐮𝐟 𝐦𝐞𝐢𝐧 𝐅𝐞𝐞𝐝𝐛𝐚𝐜𝐤 𝐫𝐞𝐚𝐠𝐢𝐞𝐫𝐭?
𝐖𝐢𝐞 𝐬𝐜𝐡𝐚𝐟𝐟𝐞 𝐢𝐜𝐡 𝐞𝐬, 𝐅𝐞𝐞𝐝𝐛𝐚𝐜𝐤 𝐧𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐩𝐞𝐫𝐬ö𝐧𝐥𝐢𝐜𝐡 𝐳𝐮 𝐧𝐞𝐡𝐦𝐞𝐧?
Um diesen Fragen gerecht zu werden, habe ich Leitfäden erstellt, die als formale Hilfe dienen können. Doch neben der Form ist die 𝐇𝐚𝐥𝐭𝐮𝐧𝐠 DER entscheidender Faktor, ob Feedback gut gegeben oder angenommen werden kann.
Feedback - oh nein!
Das Wort "Feedback" allein löst oft Ängste aus, weil es mit Kritik verbunden wird. Doch Feedback kann auch als Chance zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung gesehen werden. Mein Gegenüber nimmt sich Zeit, mir einen eventuell unbekannten Aspekt meiner Selbst zu zeigen und mir zu erklären, wie dieser auf sie oder ihn wirkt. Dabei steckt immer ein grosser Anteil von deren Seite darin. Es bedeutet also nicht, dass ich das, was mir zurückgemeldet oder geraten wird, annehmen MUSS. Ich kann es mir anhören, darüber nachdenken und dann entscheiden, wie und wo ich es gegebenenfalls umsetze.
Es lohnt sich, sich grundsätzlich folgende Fragen zu stellen:
Warum möchte ich Feedback geben?
Wie stehe ich persönlich zu Fehlern?
Was ist für mich überhaupt ein "Fehler"?
Fällt es mir leicht, zuzugeben, dass ich etwas nicht kann?
Wie müsste Feedback an mich ausgedrückt werden, damit ich es gerne höre?
Feedback Challenge Nr. 1: Ansprechen, was gut läuft
Eine weitere Frage zur Selbstreflexion:
Sehe, schätze und verbalisiere ich das, was gut läuft nach den selben Massstäben, wie das, was nicht gut läuft?
Positives Feedback kann ein Game-Changer sein! Hierbei ist die Intention wichtig: Wenn ich positives Feedback gebe, damit danach das Negative besser ankommt, wird mein Gegenüber mit grosser Wahrscheinlichkeit die Manipulation wahrnehmen und nicht offen sein. Ich empfehle: Gib positives Feedback aus der Freude am Feiern, an der positiven Perspektive. Und fange bei dir an. Achte auf die kleinen und grossen Dinge, die dir täglich gelingen und feiere sie!
Feedback Challenge Nr. 2: Etwas Schwieriges ansprechen
𝐖𝐢𝐞 𝐤𝐚𝐧𝐧 𝐢𝐜𝐡 "𝐧𝐞𝐠𝐚𝐭𝐢𝐯𝐞𝐬" 𝐚𝐤𝐚 𝐤𝐫𝐢𝐭𝐢𝐬𝐜𝐡𝐞𝐬 𝐅𝐞𝐞𝐝𝐛𝐚𝐜𝐤 𝐠𝐞𝐛𝐞𝐧, 𝐨𝐡𝐧𝐞 𝐝𝐚𝐬𝐬 𝐦𝐞𝐢𝐧 𝐆𝐞𝐠𝐞𝐧ü𝐛𝐞𝐫 𝐞𝐬 𝐩𝐞𝐫𝐬ö𝐧𝐥𝐢𝐜𝐡 𝐧𝐢𝐦𝐦𝐭?
Eins vorneweg: Ich kann mein Feedback so formulieren, dass kein persönlicher Angriff von mir ausgeht. Wie es die Empfängerin dann tatsächlich interpretiert, liegt in ihrer Verantwortung.
𝐃𝐚𝐬 𝐛𝐞𝐝𝐞𝐮𝐭𝐞𝐭: 𝐈𝐜𝐡 𝐤𝐚𝐧𝐧 (und muss) 𝐧𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐯𝐞𝐫𝐡𝐢𝐧𝐝𝐞𝐫𝐧, 𝐝𝐚𝐬𝐬 𝐣𝐞𝐦𝐚𝐧𝐝 𝐝𝐚𝐬, 𝐰𝐚𝐬 𝐢𝐜𝐡 𝐬𝐚𝐠𝐞, 𝐩𝐞𝐫𝐬ö𝐧𝐥𝐢𝐜𝐡 𝐧𝐢𝐦𝐦𝐭, 𝐬𝐞𝐥𝐛𝐬𝐭 𝐰𝐞𝐧𝐧 𝐢𝐜𝐡 𝐝𝐢𝐞 𝐛𝐞𝐬𝐭𝐞𝐧 𝐀𝐛𝐬𝐢𝐜𝐡𝐭𝐞𝐧 𝐡𝐚𝐛𝐞.
Nachfolgend meine Anleitung zur Formulierung von Feedbacks mit GFK:
Neben dem Formellen ist die HALTUNG DER entscheidende Faktor, ob mein Feedback als wohlwollend oder feindselig ausgesendet wird. Die Haltung der GFK hat mir grossen Frieden und Freiheit gebracht - und ich würde behaupten: auch meinem Umfeld. Einige Grundannahmen sind:
Jeder Mensch tut zu jedem Zeitpunkt das Bestmögliche (was ihm*ihr zur Verfügung steht), um sich ein Bedürfnis zu erfüllen.
Somit tut jede und jeder nichts gegen mich, sondern etwas für sich.
Mein Gegenüber trägt gerne zu meinem Wohlergehen bei, wenn es sich darauf verlassen kann, dass sein Anliegen/Bedürfnis genauso wichtig ist wie meins.
Das, was jemand sagt, ist nicht immer (meistens nicht) das, was er oder sie meint. Bei schwierigen Gesprächen ist es leichter in Kontakt zu kommen und zu bleiben, wenn ich versuche zu hören, was das Gegenüber meint.
Die Realität, wie ich sie sehe, ist nicht immer (meistens nicht) die Realität, wie mein Gegenüber sie sieht. Wir müssen uns nicht über alles einig sein, um konstruktiv miteinander zu arbeiten/leben.
Für mehr Klarheit zu den wichtigen Unterscheidungen zwischen Beobachtung vs. Interpretation, respektive Gefühl vs. Pseudogefühl, Bedürfnis vs. Strategie, oder Bitte vs. frommer Wunsch oder Forderung verweise ich gerne auf meine entsprechenden Blogbeiträge.
Feedback Challenge Nr.3 : Etwas Schwieriges hören
𝐖𝐢𝐞 𝐫𝐞𝐚𝐠𝐢𝐞𝐫𝐞 𝐢𝐜𝐡, 𝐰𝐞𝐧𝐧 𝐦𝐞𝐢𝐧 𝐆𝐞𝐠𝐞𝐧ü𝐛𝐞𝐫 𝐝𝐞𝐟𝐞𝐧𝐬𝐢𝐯 𝐚𝐮𝐟 𝐦𝐞𝐢𝐧 𝐅𝐞𝐞𝐝𝐛𝐚𝐜𝐤 𝐫𝐞𝐚𝐠𝐢𝐞𝐫𝐭?
𝐖𝐢𝐞 𝐬𝐜𝐡𝐚𝐟𝐟𝐞 𝐢𝐜𝐡 𝐞𝐬, 𝐅𝐞𝐞𝐝𝐛𝐚𝐜𝐤 𝐧𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐩𝐞𝐫𝐬ö𝐧𝐥𝐢𝐜𝐡 𝐳𝐮 𝐧𝐞𝐡𝐦𝐞𝐧?
Wie schon erwähnt: Die Senderin hat die Verantwortung für das, was sie sagt. Der Empfänger ist verantwortlich dafür, wie er es hört. Ich kann als Empfängerin (je mehr ich es übe, umso einfacher fällt es), entscheiden, mit welchem Ohr ich eine Aussage höre. Friedemann Schulz von Thun bietet hier ein sehr nützliches Konzept an und auch die GFK bedient sich verschiedener Ohren.
Nach Carl Rogers sind Paraphrasieren und Verbalisieren entscheidend, um die Essenz des Gehörten zusammenzufassen und die hinter den Aussagen des Gegenübers liegenden Gefühle und Bedürfnisse zu erfassen und zu benennen (spiegeln). Die Methode des Zuhörens mit GFK ("empathisches Zuhören) ist folgende:
Auch hier sind einige wichtige Grundannahmen der Haltung zu berücksichtigen, ohne die die Methode nur eine leere oder sogar manipulative Hülse wird:
Beim Zuhören mit Empathie wie es die GFK tut, schaffe ich einen Raum der uneingeschränkten Akzeptanz. Jedes auftauchende Gefühl oder Gedanke ist willkommen. Ich lasse mich ganz auf die Welt meines Gegenübers ein.
Wichtig: Ich muss nicht mit dem Gegenüber einverstanden sein. Ich kann mein Gegenüber verstehen und total anderer Meinung sein. Im Moment des Empathie gebens ist meine Meinung nicht relevant.
Empathie zu geben setzt voraus, selbst Empathie empfangen zu haben. Der Schlüssel dazu ist echte, offene und liebevolle Selbstakzeptanz, unterstützt durch Selbstempathie und/oder Empathie von anderen.
Diese Art des Zuhörens kann wirklich jeglichen Wind aus den Segeln nehmen und verhärtete Fronten plötzlich für Kommunikation und Verbindung öffnen. In meiner langjährigen Arbeit mit der GFK habe ich viele solcher Momente erlebt. Wenn ich mich traue, auf diese unübliche Art auf eine kritische oder defensive Aussage zu reagieren, könnte eine Spirale des gegenseitigen Verständisses beginnen. Das funktioniert nicht immer, aber es ist einen Versuch wert, falls meine bisherige Art des Reagierens für mich nicht optimal ist.
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