... wie ich dich behandle, wenn du nicht tust, was ich gerne hätte
Es ist einfach zu sagen: „Ich liebe dich bedingungslos.“
Doch es zu leben, ist eine Herausforderung.
Bedingungslose Liebe zeigt sich besonders dann, wenn andere nicht das tun, was wir uns wünschen. Sie bedeutet nicht, alles gutzuheissen, sondern den Menschen als Ganzes anzunehmen – mit seinen Stärken und Schwächen.
Wir wollen wahrscheinlich alle, dass die Mitglieder unserer Familie bedingungslose Liebe erfahren können. Bedingungslose Liebe bedeutet aber nicht, dass uns alles gefallen muss, was andere tun! Ich glaube, wir beweisen unsere bedingungslose Liebe durch die Art und Weise, wie wir Menschen behandeln, wenn sie eben nicht das tun, was wir gerne hätten.
M.B. Rosenberg, Seminar „Kommunikation und Macht“
Ein Beispiel aus dem Alltag
Marshall Rosenberg erzählt von einer Situation mit seinem Sohn. In Momenten, in denen sein Sohn nicht das tat, was Rosenberg wollte, erinnerte er sich daran, was bedingungslose Liebe wirklich bedeutet. Statt mit Vorwürfen oder Strafen zu reagieren, begegnete er ihm mit Verständnis und Empathie.

💡 Wie können wir das in unseren Alltag integrieren?
Das „Warum ich dich lieb habe“-Spiel
Dieses Spiel eignet sich wunderbar für Kinder, aber auch für Erwachsene – angepasst an Alter und Persönlichkeit.
So funktioniert's: Frag dein Kind (oder eine nahestehende Person):„Weisst du, warum ich dich lieb habe?“
Mögliche Reaktionen
Gerade beim ersten Mal kann die Reaktion auf diese Frage unerwartet ausfallen.
Verwirrung: „Keine Ahnung…?“
Unsicherheit: „Wegen meiner guten Noten?“
Zurückhaltung: Schweigen oder Abwenden
Scherzhafte Antworten: „Weil ich so cool bin!“
Warum ist das normal?
Viele Kinder (und auch Erwachsene) sind es nicht gewohnt, bedingungslos angenommen zu werden. Sie haben gelernt, dass Liebe an Bedingungen geknüpft ist – an Leistung, Benehmen oder besondere Eigenschaften. Die Frage kann überraschen, verunsichern oder sogar misstrauisch machen: „Was meint sie/er jetzt? Was soll ich darauf sagen?“
Wie kannst du liebevoll reagieren?
Bleib ruhig und geduldig.
Ein Lächeln und ein sanfter Ton signalisieren: „Hier gibt es kein Richtig oder Falsch.“
Erkläre das Spiel in einfachen Worten.
„Ich frag dich das, weil ich dich lieb habe – ganz egal, was du machst.“
Fang mit Beispielen an.
„Ich liebe dich nicht, weil du den Tisch gedeckt hast…“„Ich liebe dich nicht, weil du brav warst…“„Ich liebe dich, weil du bist, wie du bist.“
Bleib dran.
Je öfter du diese Frage stellst, desto vertrauter wird sie. Mit der Zeit kann daraus ein schönes Ritual entstehen. Zum Beispiel:
Du: „Weisst du, warum ich dich lieb habe?“
Kind: „Jaaaa!“
Du: „Weil du den Geschirrspüler ausgeräumt hast.“
Kind: „Nein!“
Du: „Weil du mir gestern ‚du bist blöd‘ gesagt hast.“
Kind:„Nein!“
Du: „Weil du eine gute/schlechte Note nach Hause gebracht hast.“
Kind: „Nein!“
Dann sagst du mit Überzeugung: „Weil du bist, wie du bist.“
Das Kind antwortet: „Ja!“
Und du schliesst mit: „Ganz genau! Ich hab dich lieb, weil du bist, wie du bist!“
Sei authentisch.
Wenn dein Gegenüber lacht oder die Frage nicht ernst nimmt, bleib bei dir: „Ich meine das
wirklich so. Es ist mir wichtig, dass du weisst, dass ich dich lieb habe – einfach, weil du du bist.“
💡 Tipp: Wenn dir das Spiel schwerfällt oder dich die Reaktion irritiert, frag dich selbst: „Wie leicht fällt es mir, mich selbst bedingungslos zu lieben?“ Vielleicht darfst du dir diese Frage auch selbst stellen: „Weisst du, warum ich dich liebe?“ – „Weil du bist, wie du bist.“
Warum dieses Spiel so kraftvoll ist
Langfristig stärkt es das Urvertrauen.Das Kind oder dein Gegenüber spürt, dass es nichts tun muss, um deine Zuneigung zu verdienen.
Es fördert Selbstannahme. Mit der Zeit entsteht ein Gefühl von Sicherheit: „Ich bin okay, so wie ich bin.“
Es baut Vertrauen auf. Besonders in schwierigen Phasen wird dieses Ritual zu einer sicheren Brücke der Verbindung.
💡 Tipps für den Alltag
Wiederholung: Mach dieses Spiel zu einem festen Bestandteil eures Alltags. Besonders in herausfordernden Zeiten kann es Wunder wirken.
Erweitern: Probiere es auch mit deinem Partner, deiner Partnerin oder Freunden aus. Die Worte können sich verändern, aber die Botschaft bleibt: „Ich liebe dich, weil du du bist.“
Mit dir selbst: Stell dir vor den Spiegel und frage dich: „Weisst du, warum ich dich liebe?“ – und beantworte es mit: „Weil ich bin, wie ich bin.“
Bedingungslose Liebe bedeutet nicht...
…alles gutzuheissen. Es geht nicht darum, jedes Verhalten zu akzeptieren. Du kannst klare Grenzen setzen und dennoch liebevoll bleiben.
…sich selbst aufzugeben. Bedingungslose Liebe schliesst Selbstfürsorge ein. Nur wenn du gut für dich sorgst, kannst du anderen aus vollem Herzen begegnen.
…Konflikte zu vermeiden. Echte Liebe hält auch schwierige Gespräche aus. Es geht darum, wie du in diesen Momenten handelst.
Wenn Beziehungen sich verändern
Manchmal bedeutet Selbstrespekt und authentische Liebe auch, dass sich Beziehungen verändern oder enden. Wenn du dich selbst respektierst und Klarheit über deine Bedürfnisse gewinnst, entsteht oft von ganz allein mehr Verbindung zu anderen. Und manchmal lösen sich auch Beziehungen, die nicht mehr passen – und das ist in Ordnung. Das Loslassen schafft Raum für neue, erfüllendere Verbindungen.
Fazit: Bedingungslos lieben lernen
Bedingungslose Liebe beginnt bei uns selbst. Sie zeigt sich in der Art, wie wir mit uns und anderen umgehen – besonders dann, wenn es schwierig wird.
Fragen zur Reflexion:
Wie gehe ich mit Menschen um, wenn sie meine Erwartungen nicht erfüllen?
Wie liebevoll bin ich mit mir selbst in herausfordernden Zeiten?
Welche Bedingungen knüpfe ich (unbewusst) an Liebe?
Es lohnt sich, diese Fragen ehrlich zu beantworten. Denn wahre Liebe beginnt da, wo Bedingungen enden.
Neugierig geworden?
Lass uns erforschen, wie du mehr bedingungslose Liebe in deine Beziehung zu dir selbst und zu anderen bringen kannst.
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