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Seriöses Coaching: So trennst du die Spreu vom Weizen

Aktualisiert: 28. Okt.

Coaching wird populärer. Gleichzeitig häuft sich Kritik. Selbsternannte Coaches, Expertinnen und zweifelhafte Berater machen Versprechungen, die oft nicht eingehalten werden können.

Wie kann man sich schützen und sicherstellen, dass man eine oder einen seriösen Coach findet? Die im folgenden Text erwähnten Tipps und Hinweise basieren auf meinen persönlichen und beruflichen Erfahrungen als Kundin und Anbieterin von Coachings, betrieblichen Mentorings und Begleitungsgesprächen. Sie sind als Anregungen zu verstehen, wie du deine roten Flaggenerkennen, dich vor Scharlatanerie schützen und eine Begleitungsperson finden kannst, die zu dir und deinen Bedürfnissen passt.

Eine Person, die auf einem Stuhl jemandem gegenübersitzt und spricht. Sie hält einen Stift in der Hand und bewegt die Hände
Foto: shvets-production via pexels.com

Was ist Coaching?

Coaching ist eine individuelle und zeitlich begrenzte Begleitung von Menschen. Es zielt darauf ab, die persönliche und berufliche Entwicklung mit ressourcenaktivierenden Tools und Fragetechniken zu fördern. Dabei arbeitet die Coachin lösungsorientiert und regt den Perspektivenwechsel an.


Seriöse Coaches erkennen: Eine Checkliste

  1. Qualifikationen und Qualität: Ein seriöser Coach sollte über relevante Zertifikate und Qualitätssicherungsmethoden verfügen. In der Schweiz gibt es zum Beispiel den eidgenössischen Fachausweis "Betriebliche/r Mentor/in" (BP) für Coaches, welche Einzelpersonen in deren Arbeits- und Berufsfeld bei Lern-, Veränderungs- und Entwicklungsprozessen begleiten. Es gibt auch die höhere Fachprüfung für Beratungspersonen in den Fachrichtungen Supervisor*in-Coach und Organisationsberater*in. Oder die Swiss Coaching Association (SCA) ist der grösste Coaching-Verband in der Schweiz und garantiert hohe Qualitätsstandards. Es gibt auch den Berufsverband für Coaching, Supervision und Organisationsberatung bso, der sich für den Qualitätsstandard für die Beratungsformate Coaching, Supervision und Organisationsberatung einsetzt. Oder die international coaching federation ICF, die sich als Plattform für Coaches, um sich zu vernetzen und gemeinsam zu lernen, sowie ein Anbieter von professionellen Standards und ethischen Richtlinien in einer weitgehend unregulierten Branche versteht. Mit einem Diplom oder einer Mitgliedschaft eines solchen Verbandes zeigt ein Coach nicht nur seine Fachkompetenz, sondern auch sein Engagement für ethische Prinzipien und professionelle Methoden im Coaching. Regelmässige Selbstreflexion durch Intervisionen oder Weiterbildungen ist auch Teil der professionellen Qualitätssicherung.

    Aktion: Überprüfe die Website des Coaches auf eine Sektion, die seine Qualifikationen, Zertifikate und Verbandsanerkennungen auflistet. Suche oder frage gezielt nach relevanten Abschlüssen und auch nach seiner Teilnahme an Intervisionen/ kollegialen Fallbesprechungen und Weiterbildungen.

    Tipp: Seriöse Coaches haben kein Problem damit, ihre Qualifikationen offenzulegen.


  2. Erfahrung und Referenzen: Eine gute Coachin hat bereits erfolgreiche Coaching-Sitzungen hinter sich und kann Referenzen oder Testimonials vorlegen

    Aktion: Falls du auf der Website keine findest: Frage die Coachin direkt nach Referenzen oder Testimonials früherer Klientinnen und Klienten.

    Tipp: Achte darauf, ob die Referenzen spezifisch und nachvollziehbar sind.


  3. Transparenz: Ein seriöser Coach ist transparent über seine Methoden und Preise.

    Aktion: Prüfe, ob der Coach klare Angaben zu seinen Methoden und Preisen macht. Dies sollte auf der Website oder spätestens im ersten Gespräch deutlich werden.

    Tipp: Falls der Coach die Rahmenbedingungen nicht von sich aus anspricht, frage unbedingt nach, bis du zufrieden bist.


  4. Vertraulichkeit: Vertraulichkeit ist ein Muss. Eine professionelle Coachin behandelt alle Informationen vertraulich und hat ein klares Konzept zu diesem Thema.

    Aktion: Frage die Coachin nach ihrer Vertraulichkeits- und Datenschutzpolitik. Seriöse Coachinnen werden dir erklären können, wie sie, ganz konkret, die Vertraulichkeit wahren.

    Tipp: Auch hier: Frage so lange nach, bis du dich sicher fühlst: Was passiert mit den Unterlagen, Flipcharts, E-Mails? Wo und wie lange werden sie aufbewahrt? Wer erhält welche Infos?


  5. Kostenlose Inhalte und Vorgespräch: Seriöse Coaches bieten ein unverbindliches Vorgespräch an, um das gegenseitige Kennenlernen und klären von Erwartungen und Grenzen sicherzustellen.

    Aktion: Nutze kostenlose Angebote wie Podcasts, Blogartikel oder Erstgespräche, um ein Gefühl für den Coach und seine Arbeitsweise zu bekommen.

    Tipp: Ein erstes kostenloses Gespräch gibt dir die Möglichkeit, Fragen zu stellen und zu prüfen, ob die Chemie stimmt.


  6. Individuelle und wertschätzende Herangehensweise: Ein guter Coach nimmt sich die Zeit, um individuell auf die Situation des Coachees einzugehen. Er hält sich mit ungefragten Ratschlägen zurück und arbeitet mit Fragen, die nicht suggestiv sind. Denn der Kunde oder die Kundin sind die Experten für ihr Thema. Der Coach versteht sich als Begleitungsperson auf Augenhöhe. Ein seriöser Coach arbeitet mit verschiedenen Tools, welche er situativ auswählt und versucht nicht, dich zu einer bestimmten Methode oder Haltung zu "bekehren".

    Aktion: Achte darauf, ob der Coach dir Fragen stellt und sich bemüht, deine spezifischen Bedürfnisse zu verstehen. Geht er auf deine Antworten ein? Behandelt er dich auf Augenhöhe? Passt er sich deinen Wünschen an, was die Methodenwahl oder Fragen angeht?

    Tipp: Ein seriöser Coach wird massgeschneiderte Lösungswege anbieten, keine fix-fertigen Lösungen und auch keine allgemeinen Ratschläge.


  7. Ergebnisoffenheit versus Heilsversprechen: Ob ein Coaching, betriebliches Mentoring oder eine Begleitung erfolgreich ist, beurteilst du als Kunde, gebenenfalls mit der Auftraggeberin. Der Erfolg einer Begleitung hängt unter Anderem von den festgelegten Zielen, der Qualität der Begleitung und der Umsetzung des Kunden nach der Sitzung, respektive zwischen den Sitzungen ab. Eine seriöse Coachin sollte weder auf ihrer Website, noch am Anfang einer Begleitung, noch irgendwann während des Prozesses "Heilsversprechen" machen. Ja, sie kann dir bei deinem Vorhaben helfen, dich unterstützen, dich begleiten usw. Aber weder sie noch eine bestimmte Methode kann dir etwas garantieren.

    Aktion: Achte bei deiner Recherche auf die Wordings, die benutzt werden. Sei sehr kritisch bei Anbieterinnen von: "100% Erfolgsgarantie", "Sofortige Ergebnisse", "Exklusiven Methoden", "Heilung von unheilbaren Krankheiten",usw. Wähle eher Anbieterinnen, welche mit solchen und ähnlichen Aussagen arbeiten: "Individuelle Unterstützung", "Schritt-für-Schritt-Ansatz", "Selbstverantwortung".

    Tipp: Finde auf der Webiste oder beim Kennenlerngespräch heraus, wie die Coachin ein "erfolgreiches Coaching" definiert und wie sie die Verantwortung dafür verteilt: Kundin - evtl. Auftraggeberin - Coachin - Methode. Wer ist wofür verantwortlich? Frage die Coachin ob sie gegebenenfalls ein Begleitungskonzept hat, in welchem vertiefte Infos zu ihrer Arbeitsweise und Haltung zu finden sind.


Eine Person, welche eine leuchtende Glühbirne in der Hand hält. Mit der andern Hand streicht sie über ihr Kinn. Der Hintergrund ist rot.
Foto: ezz7 via pexels.com

The other side: Kann mir ein Coaching helfen? Eine Checkliste

Genau so wie es sein kann, dass dir eine Coachin nicht weiterhelfen kann, weil die Professionalität fehlt, kann es auch passieren dass du als Kundin oder Kunde etwas anderes als ein Coaching brauchst. Folgende Fragen kannst du dir stellen, um dies herauszufinden:


  1. Freiwilligkeit: Kläre zu Beginn, ob du wirklich bereit bist, an dir zu arbeiten. Wenn du einen Coach aufsuchst weil jemand (oder du selbst) dir sagt, dass du das tun musst, stehen die Erfolgschancen nicht gut.

  2. Bereitschaft zur Proaktivität und Veränderung: Überlege, ob du wirklich Veränderungen in deinem Leben vornehmen möchtest. Eine Coachin wird dir nicht dabei helfen können, andere Menschen zu verändern oder dir sagen, was du tun musst, um deine Probleme zu lösen. Es geht darum, dass sie dich dabei begleitet, deine eigenen Fragen zu stellen und zu beantworten.

  3. Fehlendes Matching: Teste die Chemie durch ein erstes Gespräch. Du musst dich zwischenmenschlich wohl mit dem Coach fühlen, damit du ihm vertrauen und dich öffnen kannst.

  4. Keine Therapie: Ein Coaching kann hilfreich sein, wenn du die während des Coachings erarbeiteten Massnahmen nach der Sitzung (oder zwischen den Sitzungen) selbst umsetzen willst und kannst. Wenn du das nicht kannst, obwohl du es willst, könnte es sein, dass eher eine Therapie bei einer ausgebildeten Therapeutin oder einem ausgebildeten Therapeuten zielführend ist. Es ist auch möglich, dass du für gewisse Themen eine Therapie und für andere ein Coaching in Anspruch nimmst. Die Abgrenzung ist nicht einfach. Du kannst dies mit deinem Coach oder deiner Therapeutin ansprechen. Zu einer seriösen Ausbildung gehört auch ein Bewusstsein über die jeweiligen Rollen und Grenzen.

  5. Zeitmangel: Stelle sicher, dass du genügend Zeit für die Sitzung oder mehrere Sitzungen sowie die Umsetzung deiner erarbeiteten Massnahmen hast und investieren willst.


Fazit

Achte bei einem Coach auf der Website und während des Kennenlern-Gesprächs auf Qualifikationen, Erfahrung, Transparenz, Vertraulichkeit und eine individuelle Herangehensweise. Stelle alle Fragen, die du hast, denn sie sind alle berechtigt und sollten von der Coachin gerne beantwortet werden. Nutze oder bestehe auf ein kostenloses Kennenlerngespräch, um die Chemie zu testen und sicherzustellen, dass der Coach deine Bedürfnisse versteht und respektiert. Checke bei dir selbst ehrlich ab, ob du an dir arbeiten willst. So kannst du sicherstellen, dass du die richtige Unterstützung findest und von einem professionellen Coaching profitierst.

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