"Wie bekomme ich sie dazu, mich zu mögen?"
"Was kann ich tun, um gemocht zu werden?"
"Was tun, wenn Menschen mich nicht mögen?"
"Warum will ich, dass mich alle mögen?"
Diese Fragen sind in Suchmaschinen und Coachings weit verbreitet. Dahinter steckt oft ein tiefer Glaubenssatz: „Sie müssen mich mögen.“
Warum beschäftigt uns dieser Gedanke so sehr? Hat er einen sinnvollen Ursprung oder schadet er uns mehr, als er nützt?
Zugehörigkeit – Ein menschliches Grundbedürfnis
mit Licht- und Schattenseiten
Der Gedanke „Sie müssen mich mögen“ entspringt dem tiefen Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Akzeptanz. Dieses Bedürfnis ist fest in unserer Natur verankert und war in früheren Zeiten überlebenswichtig. In einer Gemeinschaft waren Menschen besser geschützt und konnten Ressourcen teilen. Auch heute noch ist der Mensch ein soziales Wesen, das nach Verbindung strebt.
Wer sich zugehörig fühlt, erlebt sich als wertvoll, begegnet anderen auf Augenhöhe und trägt aktiv zum Gemeinwohl bei. Fehlt dieses Gefühl, können Selbstzweifel, Isolation und das Gefühl, weniger wert zu sein, entstehen.
Der Psychologe Theo Schoenaker beschreibt diesen Zusammenhang in seinem Buch „Das Leben selbst gestalten. Mut zur Unvollkommenheit“. In einer Studie mit 1'000 Menschen zeigte sich, dass Personen mit wenig Zugehörigkeitserleben häufiger Gefühle wie Angst, Traurigkeit, Mutlosigkeit oder Aggression empfinden. Ihre Gedanken kreisten oft um Selbstkritik:
„Was habe ich falsch gemacht?“
„Lasst mich in Ruhe.“
„Ich ziehe mich zurück und sage nichts mehr.“
Im Gegensatz dazu fühlten sich Menschen mit einem starken Zugehörigkeitsgefühl fit, aktiv und belastbar. Ihre Gedanken waren positiver:
„Ich freue mich, hier zu sein.“
„Ich bin wichtig und werde gebraucht.“
„Ich interessiere mich für andere.“
Wenn Zugehörigkeit destruktiv wird
Zugehörigkeit kann auch gefährliche Formen annehmen – etwa in extremistischen Gruppen oder durch Feindbilder in Familien. Dort, wo Sicherheit fehlt, entstehen oft Angst und der Drang, andere auszuschliessen. Ein berührendes Video aus Dänemark zeigt, wie Menschen trotz Unterschieden Verbindung finden können. 👉 Link
Die drei Arten von Angelegenheiten – Ein Ansatz von
Byron Katie
Ein hilfreicher Weg, mit dem Druck nach Zugehörigkeit umzugehen, bietet Byron Katie mit dem Konzept der drei Arten von Angelegenheiten:
Meine Angelegenheiten: Alles, was ich direkt beeinflussen kann (mein Verhalten, meine Entscheidungen).
Deine Angelegenheiten: Was andere Menschen tun, denken oder fühlen.
Gottes/des Universums Angelegenheiten: Dinge, die ausserhalb menschlicher Kontrolle liegen (Naturkatastrophen, der Tod).
Wenn ich denke „Sie müssen mich mögen“, bin ich in den Angelegenheiten anderer. Das erzeugt Stress, weil ich darauf keinen direkten Einfluss habe. Byron Katie sagt dazu:
„Immer wenn ich mich einsam oder verletzt fühle, befinde ich mich in den Angelegenheiten eines anderen.“
Der Druck, gemocht zu werden, kann dazu führen, dass ich mich ständig anpasse, um Erwartungen zu erfüllen. Oder ich verurteile andere, weil sie mich nicht so behandeln, wie ich es möchte.
Tipps für den Alltag – Gelassener mit dem Wunsch nach Akzeptanz umgehen
💡 1. Erkenne deinen Stressfaktor: Frage dich: „Geht es mir gerade um echte Verbindung oder versuche ich, mich anzupassen, um dazuzugehören?“
💡 2. Akzeptiere dein Bedürfnis: Es ist normal, gemocht werden zu wollen. Gleichzeitig muss nicht jeder Mensch dich mögen.
💡 3. Kläre deine Angelegenheiten: Was liegt in deiner Verantwortung (z.B. freundlich und offen sein)? Was gehört in die Verantwortung anderer (z.B. ob andere dich mögen)?
💡 4. Übe Selbstempathie: Frage dich: „Wie geht es mir gerade?“ und „Was brauche ich wirklich?“
💡 5. Setze gesunde Grenzen und stärke deine Beziehungen bewusst: Du darfst auch „Nein“ sagen, wenn du merkst, dass du dich für die Akzeptanz anderer verstellst. Sei präsent, höre zu und teile authentisch, was dir wichtig ist.
Ein Perspektivwechsel für mehr innere Freiheit
Es lohnt sich, den Gedanken „Sie müssen mich mögen“ zu hinterfragen. Statt darauf zu beharren, gemocht zu werden, kannst du dich fragen:
„Mag ich mich selbst?“
„Verhalte ich mich so, dass ich meinen Werten treu bleibe?“
„Welche Beziehungen tun mir wirklich gut?“
Wenn du dich selbst respektierst und Klarheit über deine Bedürfnisse gewinnst, entsteht oft von ganz allein mehr Verbindung zu anderen. Manchmal lösen sich dabei auch Beziehungen, die nicht (mehr) passen auf – und das ist in Ordnung. Dadurch entsteht Raum für neue, stimmigere Verbindungen.
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