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Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern und Jugendlichen


Gewaltfreie Kommunikation kann bei der Erziehung und Begleitung von Kindern äusserst nützlich sein, weil sie Eltern, Lehrpersonen, Jugendlichen und Kindern eine Sprache gibt, um auszudrücken, was ihnen wichtig ist. Sie fördert zudem eine stärkere Bindung, da die Kommunikation auf Empathie und Verständnis basiert, was wiederum dabei hilft, Konflikte effektiver zu lösen. Konflikte zu verhindern ist nicht das Ziel, da sie grundsätzlich für die Entwicklung nötig sind. Viele Informationen zum Thema Konflikte mit Kindern und Teenagern finden sich hier.


Nachfolgend zwei Beispiele, eines mit einem Kind (Glacé), eines mit einem Teenager (Ausgang):



Glacé-Dialog "klassisch"

Kind: "Ich will jetzt ein Glacé!"

Elternteil: "Nein, wir haben gerade erst gegessen. Ausserdem ist es schon spät und du musst jetzt schlafen gehen."

Kind: "Das ist gemein! Du lässt mich nie etwas machen, was ich will!"

Elternteil: "Ich bin deine Mutter/ dein Vater und ich weiss, was das Beste für dich ist. Du musst jetzt schlafen gehen. Sei brav und mach, was ich sage"

*Kind schreit, weint, wirft sich auf den Boden, usw.


Glacé-Dialog "GFK"

Kind: "Ich will jetzt ein Glacé!"

Elternteil: "Du hättest jetzt gern ein Glacé. Ich sage "nein" dazu, weil es spät und wir haben gerade erst gegessen haben. Wir können uns aber morgen ein Eis holen, wenn du magst."

Kind: "Aber ich will jetzt eins haben!"

Elternteil: "Uff, du bist grad enttäuscht?"

Kind: "Ja! Ich will es jetzt haben!"

Elternteil: "Ja, du möchtest jetzt sofort geniessen, nicht wahr?"

Kind: "Ja!"

Elternteil: "Und möchtest du auch selber entscheiden können, was du als nächstes machst?"

Kind: "Ja! Darf ich jetzt Glacé haben?"

Elternteil: "Jetzt gibt es kein Glacé mehr. Was hältst du davon, wenn wir das Eis, das du dir wünschst, auf dieses Blatt malen, und dann legen wir es neben die Einkaufsliste? So denken wir morgen ganz sicher daran. Und anschliessend lesen wir zusammen eine Geschichte vor dem zu Bett gehen und du kannst auswählen, welche?"

....

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Ausgehen Dialog "klassisch"

Teenager: "Ich will unbedingt auf die Party gehen!"

Elternteil: "Nein, es ist schon spät und du hast noch Hausaufgaben zu erledigen. Ausserdem ist mir das zu gefährlich."

Teenager: "Das ist so unfair! Du lässt mich nie etwas machen!"

Elternteil: "Ich bin deine Mutter/dein Vater und ich entscheide, was für dich am besten ist. Du bleibst heute Abend zu Hause."

*Teenager stampft ins Zimmer, schlägt die Tür zu, usw.


Ausgehen Dialog "GFK"

Teenager: "Ich will unbedingt auf die Party gehen!"

Elternteil: "Du möchtest wirklich gerne auf die Party gehen. Ich sage 'nein', weil es schon spät ist und du noch Hausaufgaben zu erledigen hast. Ich sorge mich auch um deine Sicherheit."

Teenager: "Aber alle anderen dürfen gehen!"

Elternteil: "Du fühlst dich gerade wirklich frustriert, weil es dir wichtig ist, dabei zu sein, richtig?"

Teenager: "Ja! Ich will nicht immer zu Hause bleiben müssen!"

Elternteil: "Verstehe. Du möchtest mehr Freiheit und Selbstbestimmung haben, stimmt's?"

Teenager: "Ja, genau!"

Elternteil: "Das kann ich nachvollziehen."

Teenager: "Und, darf ich gehen?"

Elternteil: "Heute möchte ich wirklich nicht, dass du gehst. Was hältst du von dieser Idee: "Du bleibst heute Abend zu Hause, aber am Wochenende kannst du mit deinen Freunden etwas unternehmen. Für die Zukunft könnten wir den Hausaufgabenplan so anpassen, dass du auch mal unter der Woche ausgehen kannst. Ich wäre bereit, das auszuprobieren. Klingt das fair?"

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Nicht vergessen: Good Enough Parenting




Good Enough Parenting basiert auf der Idee, dass Eltern nicht perfekt sein müssen, um eine liebevolle und unterstützende Beziehung zu ihren Kindern aufzubauen. Im Rahmen der Gewaltfreien Kommunikation geht es sogar darum, als Eltern alle Facetten der eigenen Menschlichkeit zu zeigen, denn nur so können Kinder und Jugendliche lernen, auch mit ihren eigenen Stärken und Schwächen konstruktiv umzugehen.

Hier sind einige Gedankenanstösse dazu:


Akzeptanz der eigenen Unvollkommenheit

Es ist völlig in Ordnung, Fehler zu machen und nicht immer die "richtige" Antwort zu haben. Niemand ist perfekt, weder Erwachsene noch Kinder und Jugendliche. Und das ist okay.


Give (yourself) some mercy

Wenn Eltern gestresst oder überfordert sind, ist es wichtig und in Ordnung, sich zunächst selbst zu pflegen. Selbstfürsorge ermöglicht es Eltern situativ geduldiger und liebevoller mit ihren Kindern umzugehen, oder auch klarer die eigenen Grenzen zu spüren und zu setzen.


Bewusste Kommunikation

Nach der Selbstfürsorge ist es hilfreich, dem Kind oder Teenager aufmerksam zuzuhören, ohne Ratschläge, Urteile oder Analysen zu geben. Es geht darum, zu verstehen, was das Kind bewegt, anstatt (sofort) die eigene Meinung zu vertreten. Je älter das Kind oder der Teenager wird, umso weniger wollen und brauchen sie die Eltern in der leitenden Funktion, dafür umso mehr als Coaches, die sie bei Bedarf (fragend) unterstützen und sie ihre eigenen Entscheidungen treffen, Konsequenzen tragen und Wege gehen lassen.



Für die Ohren


Hier gibt es ein Interview in Podcast-Form (50 Minuten, Schweizerdeutsch) zum Thema "GFK mit Kindern", welches Pascal Haller von ERF Medien 2024 mit mir geführt hat.








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