top of page

Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern und Jugendlichen

NBJ Coaching und Seminare

Aktualisiert: 22. Jan.


Gewaltfreie Kommunikation (GFK) ist ein kraftvolles Werkzeug für Eltern, Lehrpersonen und alle, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Sie ermöglicht es, Konflikte empathisch zu klären, gegenseitiges Verständnis zu fördern und Beziehungen auf Augenhöhe zu gestalten.

Konflikte verhindern? Das ist nicht das Ziel, denn sie sind Teil der Entwicklung. Vielmehr geht es darum, diese konstruktiv zu begleiten. Viele Informationen zum Thema Konflikte mit Kindern und Teenagern finden sich hier.


Praktische Beispiele: Dialoge mit GFK

Ein weinendes Kind

1. Beispiel: Das Glacé-Problem

„Klassischer Dialog“


Kind: „Ich will jetzt ein Glacé!“

Elternteil: „Nein, wir haben gerade gegessen. Es ist spät, und du musst schlafen gehen.“

Kind: „Das ist gemein! Du lässt mich nie, was ich will!“

Elternteil: „Ich bin deine Mutter/dein Vater und weiss, was das Beste für dich ist.“


Kind schreit, weint, wirft sich auf den Boden.


„GFK-Dialog“


Kind: „Ich will jetzt ein Glacé!“

Elternteil: „Du möchtest jetzt ein Glacé. Ich sage ‚nein‘, weil es spät ist und wir gerade gegessen haben. Aber morgen können wir uns eins holen.“

Kind: „Aber ich will jetzt eins haben!“

Elternteil: „Uff, du bist gerade enttäuscht?“

Kind: „Ja! Ich will es jetzt haben!“

Elternteil: „Du möchtest sofort geniessen und selbst entscheiden, was du machst, oder?“

Kind: „Ja!“

Elternteil: „Ich verstehe. Jetzt gibt es kein Glacé mehr. Was hältst du davon, wenn wir es aufschreiben und morgen daran denken? Und heute Abend können wir zusammen eine Geschichte lesen – du darfst aussuchen, welche.“


Das Kind fühlt sich gehört, auch wenn es nicht seinen Willen bekommt.


Mögliche Reaktion des Kindes

Auch wenn das Kind sich gehört fühlt, kann es sein, dass es trotzdem weint, schreit oder seinen Frust lautstark ausdrückt. Das ist normal und ein Teil des Verarbeitungsprozesses. Kinder haben oft noch nicht die Fähigkeit, ihre Enttäuschung anders zu regulieren.


Was Eltern tun (oder lassen) können:

  • Bleibe ruhig und präsent: Signalisiere deinem Kind durch deine Haltung, dass seine Gefühle willkommen und in Ordnung sind.

  • Vermeide es, die Entscheidung zu revidieren: Halte deine Grenze klar, auch wenn es schwierig ist. Ein "Nachgeben" aus Unsicherheit würde für das Kind verwirrend wirken.

  • Widerstehe der Versuchung, zu trösten oder abzulenken: Kommentare wie „Ist doch nicht so schlimm“ oder schnelle Ablenkungen nehmen dem Kind die Möglichkeit, seinen Frust zu fühlen und loszulassen.

  • Bleib empathisch: „Ja, das ist gerade wirklich frustrierend für dich. Ich bin bei dir.“


👉 Tipp: Kinder lernen mit der Zeit, dass sie ihre Gefühle ausdrücken dürfen, ohne dafür verurteilt zu werden. Diese Erfahrung gibt ihnen Sicherheit und stärkt ihre Fähigkeit, später mit Enttäuschungen umzugehen.



2. Beispiel: Teenager und die Party

„Klassischer Dialog“


Teenager: „Ich will unbedingt auf die Party gehen!“

Elternteil: „Nein, es ist spät, und du hast noch Hausaufgaben. Es ist mir zu gefährlich.“

Teenager: „Das ist unfair! Du lässt mich nie etwas machen!“

Elternteil: „Ich entscheide, was das Beste für dich ist. Du bleibst zu Hause.“


Teenager stampft ins Zimmer und knallt die Tür zu.


„GFK-Dialog“


Teenager: „Ich will unbedingt auf die Party gehen!“

Elternteil: „Du möchtest gerne auf die Party. Ich sage ‚nein‘, weil es spät ist und du noch Hausaufgaben hast. Ausserdem mache ich mir Sorgen um deine Sicherheit.“

Teenager: „Aber alle anderen dürfen gehen!“

Elternteil: „Du bist frustriert, weil es dir wichtig ist, dabei zu sein, stimmt’s?“

Teenager: „Ja! Ich will nicht immer zu Hause bleiben!“

Elternteil: „Verstehe. Du möchtest mehr Freiheit und Selbstbestimmung?“

Teenager: „Ja!“

Elternteil: „Ich möchte heute nicht, dass du gehst. Aber am Wochenende können wir eine Lösung finden, bei der du deine Freunde siehst. Klingt das fair?“


Der Teenager wird nicht sofort zufrieden sein, aber der Dialog bleibt respektvoll.



Good Enough Parenting: Erziehung ohne Perfektion



Perfektion ist weder möglich noch nötig. Viel wichtiger ist es, Kindern und Jugendlichen ein authentisches Vorbild zu sein, das eigene Menschlichkeit zeigt. Denn so lernen sie, sich selbst und andere mit Stärken und Schwächen anzunehmen.


3 Tipps für gelassenere Elternschaft

Akzeptanz der Unvollkommenheit

Fehler sind normal – bei Erwachsenen wie bei Kindern. Erziehung ist ein Prozess, kein perfektes Endergebnis.


Selbstfürsorge

Wenn Eltern gestresst sind, sollten sie sich bewusst um ihre eigene Balance kümmern. Das schafft Geduld und Klarheit in der Begleitung der Kinder.


Bewusste Kommunikation

Zuhören, ohne sofort zu bewerten, stärkt die Verbindung. Je älter Kinder werden, desto mehr fungieren Eltern als Coaches, die Fragen stellen und Raum für eigenständige Entscheidungen schaffen.



Für die Ohren


In einem Podcast (50 Minuten, Schweizerdeutsch) spreche ich über Gewaltfreie Kommunikation in der Erziehung. Jetzt anhören!









37 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


Mitglied der Swiss Coaching Association
Logo "Berufsprüfung Betriebliche Mentorin Betrieblicher Mentor"
Anerkannt Schweizerischer Verband für Weiterbildung
Mitglied Elternbildung.ch
The Work Netzwerk Schweiz.png

Ihr nächster Schritt zur Klarheit. 
Ich freue mich auf Ihre Nachricht.

Kontaktformular:

Vielen Dank!

Nadia Biondini Jörg           Coaching und Seminare           3084 Wabern bei Bern
  • Linkedin
  • Facebook

Anfahrt📍 Adresse: Sie finden mich in der katholischen Pfarrei St. Michael, Gossetstrasse, 3084 Wabern. Der Eingang auf der Seite Eichholzstrasse ist mit "Pfarrei Zentrum" gekennzeichnet.

bottom of page