top of page

Gewaltfrei kommunizieren - Anleitung für den Alltag

NBJ Coaching und Seminare

Aktualisiert: 22. Jan.


Gewaltfrei kommunizieren – Mehr als nur ein Werkzeug


Gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach Marshall Rosenberg ist nicht nur ein Werkzeug, sondern auch eine Haltung. Diese Haltung basiert auf Empathie, Respekt und dem Wunsch, die Bedürfnisse aller Beteiligten zu berücksichtigen. Sie hilft, Konflikte einfühlsam und konstruktiv anzugehen, und die vier Schritte – Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte – sind praktische Hilfsmittel, um diese Haltung im Alltag umzusetzen.



Ein Beispiel aus dem Alltag

Ich möchte nach dem Mittag ein Schläfchen halten.

Mein Mitbewohner hört Musik im Wohnzimmer.

Eine Person liegt auf dem Sofa. Sie trägt Kopfhörer
Foto: Ivan Samkov via pexels.com

Klassischer Dialog:

Ich: „Die Musik ist viel zu laut! Du bist so rücksichtslos! Schalte sie sofort leiser!“

Gegenüber: „Du wieder und deine sensiblen Ohren! Das ist gar nicht laut.“

Ich: „Doch, ist es. Schalte jetzt runter oder aus!“

Gegenüber: „Es ist wirklich mühsam, immer muss ich mich dir anpassen.“

Ich: „DU musst dich MIR anpassen?! Eher umgekehrt...“


Wie könnte das mit GFK aussehen?

Statt Vorwürfen und Forderungen trittst du in einen offenen, respektvollen Dialog ein – basierend auf der GFK-Haltung und den vier GFK-Schritten.


Bevor du GFK als Werkzeug anwendest, ist es hilfreich, dich in die Haltung der GFK einzustimmen. Das bedeutet, deine Aufmerksamkeit darauf zu lenken, dass du dich mit dir selbst und deinem Gegenüber verbinden möchtest, statt zu bewerten oder zu verurteilen.


💡 Tipp für die Haltung: Bevor du sprichst, nimm dir einen Moment Zeit. Atme bewusst ein und aus, um dich zu zentrieren. Stelle dir folgende Fragen:

  • „Was ist mir gerade wirklich wichtig?“

  • „Kann ich mich offen auf das einlassen, was mein Gegenüber bewegt?“

  • „Bin ich bereit, mit Neugier zu hören, statt zu bewerten?“

Dieser kurze Moment der Reflexion kann helfen, dich auf die Haltung der GFK einzustimmen und dein Gegenüber als Partner*in in der Lösungsfindung zu sehen.


  1. Beobachtung: Beschreibe die Situation ohne Bewertung.

    „Ich höre die Musik während ich ein Schläfchen halten möchte.“

  2. Gefühl: Benenne dein Gefühl – klar und ohne Schuldzuweisungen.

    „Ich fühle mich angespannt.“

  3. Bedürfnis: Sprich das Bedürfnis aus, das bei dir aktuell unerfüllt ist.

    „Ich brauche Ruhe.“

  4. Bitte: Formuliere eine konkrete, positive Bitte.

    „Könntest du die Musik zwischen 13 und 14 Uhr nur mit Kopfhörern hören?“


Beispieldialog mit GFK:

Ich: „Wenn ich die Musik höre, während ich mich hinlege, fühle ich mich angespannt, weil ich gerade Ruhe brauche, um mich zu erholen. Könntest du bitte die Musik für die nächste Stunde mit Kopfhörern hören?“

Gegenüber: „Okay, ich verstehe. Das kann ich machen.“


💡 Tipp: Achte darauf, dass deine Bitte konkret und umsetzbar ist. Das Gegenüber sollte klar wissen, was es tun oder lassen soll.



Was, wenn die Antwort „Nein“ ist?


Ein Nein ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Gewaltfreien Kommunikation – und es ist okay! Ein „Nein“ zeigt, dass dein Gegenüber ein eigenes Bedürfnis hat, das ebenfalls gehört werden möchte. GFK bietet die Möglichkeit, auch in diesem Fall in Verbindung zu bleiben und gemeinsam eine Lösung zu finden.


Beispieldialog mit einem „Nein“

Ich: „Wenn ich die Musik höre, während ich mich hinlege, fühle ich mich angespannt, weil ich gerade Ruhe brauche, um mich zu erholen. Könntest du bitte die Musik für die nächste Stunde mit Kopfhörern hören?“

Gegenüber: „Nein, ich möchte die Musik lieber so hören, wie ich sie mag. Ich brauche das, um mich zu entspannen.“

Ich: „Okay, ich verstehe, dass dir Musik so wichtig ist, um dich zu entspannen. Und mir ist gerade Ruhe wichtig. Hast du eine Idee, wie wir das lösen können?“

Gegenüber: „Hm… vielleicht höre sie in einem anderen Raum? Oder wie wär`s wenn du dein Schläfchen in einer halben Stunde beginnst? Oder ins Schlafzimmer gehst?“

Ich: „Danke für die Ideen. Mir gefällt.../ Ich möchte (nicht)... Wie wär`s wenn ...?“

...


💡 Tipp: Ein „Nein“ ist in der GFK kein persönlicher Angriff. Es lädt eher ein, neugierig zu bleiben und gemeinsam die Bedürfnisse beider Seiten zu erkunden, um eine stimmige Lösung zu finden. Indem du das „Nein“ akzeptierst und weiterfragst, kannst du eine Lösung finden, die für beide Seiten funktioniert – und oft entstehen dabei die kreativsten Ideen.


Spickzettel

Nachfolgend noch ein Spickzettel für die Methode der GFK mit den 4 Schritten:

Spickzettel mit Beispieldialog und Tipps
Erstellt mit Canva

Mehr zu den einzelnen Schritten, do`s und dont`s, wie ich auf ein "Nein"meines Gegenübers reagieren kann, meinen eigenen Beispielen usw. gibt es hier sowie an GFK Seminaren, Coachings und Übungsgruppen. Diese sind direkt bei mir oder bei vielen anderen Trainerinnen und Trainern für Gewaltfreie Kommunikation buchbar.



104 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


Mitglied der Swiss Coaching Association
Logo "Berufsprüfung Betriebliche Mentorin Betrieblicher Mentor"
Anerkannt Schweizerischer Verband für Weiterbildung
Mitglied Elternbildung.ch
The Work Netzwerk Schweiz.png

Ihr nächster Schritt zur Klarheit. 
Ich freue mich auf Ihre Nachricht.

Kontaktformular:

Vielen Dank!

Nadia Biondini Jörg           Coaching und Seminare           3084 Wabern bei Bern
  • Linkedin
  • Facebook

Anfahrt📍 Adresse: Sie finden mich in der katholischen Pfarrei St. Michael, Gossetstrasse, 3084 Wabern. Der Eingang auf der Seite Eichholzstrasse ist mit "Pfarrei Zentrum" gekennzeichnet.

bottom of page